Heizen mit Rechenkraft

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gotthard
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Heizen mit Rechenkraft

#1 Ungelesener Beitrag von gotthard » 16.10.2012 19:39

Hallo,

Ich habe im Sommer eigentlich meine Rechner immer so oft wie möglich ausgeschaltet und crunche sehr sehr passiv. Doch jetzt wo der Winter wieder näher kommt, macht es wieder mehr Sinn die Rechner auch mal länger laufen zu lassen.

Nun würde ich gerne mal wissen wie sinnvoll es eigentlich wäre, die Rechner 24/7 laufen zu lassen um Räume / Wohnung zu heizen?


Es ist natürlich ein schöner Nebeneffekt vom crunchen, aber wäre es wirklich effektiv und sinnvoll dies zu tun? Oder ist das heizen mit einer Halbwegs neuen Ölheizung um ein vielfaches effektiver?

Meine Rechner laufen mit Ökostrom, das ist neben dem Heizeffekt und dem Helfen der Wissenschaft (nutze hauptsächlich WCG) eigentlich schon der dritte Grund sie immer laufen zu lassen... :)


Also mich würde mal eure Meinung dazu interessieren - und vielleicht auch wie ihr das handhabt. Nutzt ihr die Abwärme eurer Rechner ganz bewusst?

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MReed
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#2 Ungelesener Beitrag von MReed » 16.10.2012 19:47

Kurzantwort von mir: ja - ich hab aber auch ne Wasserkühlung dran mit nem etwa 50cm hohen 'Kühlturm' da stehen, der quasi den Part eines Heizkörpes übernimmt...
MfG
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Dunuin
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#3 Ungelesener Beitrag von Dunuin » 16.10.2012 20:00

Letzten Winter (inkl. Minusgrade mit Schnee) hatte ich die Heizung praktisch nie an. Ich glaube da war das Fenster zum Lüften öfter auf, als wie die Heizung an war. Wenn ich am Freitag wegfahre und am Sonntag wiederkomme, dann sind meist so 28 oder 29 Grad im Zimmer, anstatt den ca. 20 Grad die ich bevorzuge, daher wird dann erst einmal das Fenster aufgerissen.
Also wenn man das Fenster nicht lange offen lässt und das Haus gut isoliert ist, dann kann man sich mit 24/7 DC durchaus die Heizkosten sparen.
Musst ja nur mal die Hand hinter deinen Gehäuselüfter halten. Bei mir ist der Luftstrom mehr als handwarm. Also so knappe 40 Grad würde ich tippen.
Das klingt dann zwar nicht nach soviel, wenn man da an die warme Heizung auf höchster Stufe denkt, aber dafür ist die Heizleistung halt kontinuierlich.

"Verlustleistung" ist im Winter also kein so ganz zutreffender Begriff.

Edit:
Kurzantwort von mir: ja - ich hab aber auch ne Wasserkühlung dran mit nem etwa 50cm hohen 'Kühlturm' da stehen, der quasi den Part eines Heizkörpes übernimmt...
Hätte jeder eine WaKü im Haus, hätte ich mir so etwas wie mit der Stromeinspeisung von Solarzellen ins Stromnetz auch für PCs mit Wärmeeinspeisung ins Zentralheizungsnetz vorstellen können. Bräuchte man nur ein gut isoliertes Rohr und ein Peltier-Element als Wärmetauscher.
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#4 Ungelesener Beitrag von MReed » 16.10.2012 20:10

Dunuin hat geschrieben:
Kurzantwort von mir: ja - ich hab aber auch ne Wasserkühlung dran mit nem etwa 50cm hohen 'Kühlturm' da stehen, der quasi den Part eines Heizkörpes übernimmt...
Hätte jeder eine WaKü im Haus, hätte ich mir so etwas wie mit der Stromeinspeisung von Solarzellen ins Stromnetz auch für PCs mit Wärmeeinspeisung ins Zentralheizungsnetz vorstellen können. Bräuchte man nur ein gut isoliertes Rohr und ein Peltier-Element als Wärmetauscher.
:lol:

Das wär mal was... Da würde Verlustleistung gleich ne ganz andere Bedutung bekommen.
MfG
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Grodahn
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#5 Ungelesener Beitrag von Grodahn » 17.10.2012 06:04

Milchmädchenrechnung:

- Stromverbrauch des PC beim DC messen / ausrechnen: W_pc
- Vereinfachte Annahme: "was an Strom in den PC rein geht kommt als Wärme wieder raus"
- Stromkosten raussuchen: ?/kWh
- Heizkosten des PC (H_pc) ausrechnen: ?/kWh * W_pc
Heizung vorknöpfen (Bsp. Ölheizung):
- Düsenstärke ermitteln (steht auf Wartungsquittung vom Heizungsfritzen. 0,5mm oÄ)
- max. Heizleistung ermitteln. Steht in Abhängigkeit der eingesetzten Düse. (Findet man entweder übers Handbuch oder übers Internet heraus-> Brennerbezeichnung + Düsenstärke googlen)
- Verbrauch bei max. Heizleistung in Abhängigkeit der Düse ermitteln. s.O.
- Vereinfachung: eine Ölheizung arbeitet am effektivsten wenn sie im Nennbereich arbeitet, sprich "durchbollert", also dass an Leistung erzeugt was maximal angegeben ist. Bei einer optimal eingestellten Heizung sollte das am kältesten Tag im Winter der Fall sein. Wir gehen davon aus.
- Heizkosten der Heizung (K_h) pro KW ausrechnen: max. Boilerverbrauch(l) / max. Boilerrleistung(kwh) * ?/Liter Öl
- Differenzkosten K_pc - K_h

Das Ergebniss sind die maximalen Verlustkosten durch den PC an beheizten Tagen (wenn der PC denn in einem Raum steht der eh beheizt wird ,-)

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X1900AIW
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#6 Ungelesener Beitrag von X1900AIW » 17.10.2012 09:42

In kleinen Räumen mag ein Rechner etwas zum Heizen beitragen, aber für eine ganze Wohnung müsste das schon ein Crunching-Park sein. Obwohl ... mehrere Grafikkarten in einem System produzieren schon spürbar Abwärme.

Wichtiger ist mir das optimale Verhältnis zwischen Leistung und Stromaufnahme, Sommer hatte ich teilweise stark undervolted, aber da ich nie über 100 Watt Gesamtaufnahme (des Rechners, Monitor extra) gehe, sind diese Stufen von 20-40 Watt nicht wirklich als heizrelevant zu betrachten. Der Monitor hingegen, wenn er denn eingeschaltet ist, hat je nach Helligkeitsstufe zwischen 30-60 Watt, sozusagen ein schmucker Wandstrahler. :D Aber ein Tausch des Verbrauches kommt nicht in Frage.

Der Titel bzw. der Slogan "Heizen mit Rechenkraft" enthält die Botschaft, das DC einen Mehrwert in Zeichen der Energiepreiserhöhungen hat, das begrüße ich. So verwendet sollten die Recher an für die Heizwirkung günstigen Stellen aufgebaut werden, also nicht direkt an Außenwänden, an denen womöglich viel Wärme nicht reflektiert, sondern im schlimmsten Falle geschluckt wird. Dort lohnt sich dann eine Folie, Alu oder die gängigen Wärmeschutzteile ähnlich bei Heizkörpern. Wenn schon, denn schon. :good:
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#7 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 17.10.2012 14:47

Habe hier in einem Zimmer aktuell drei von vier Maschinen laufen (1x AMD Phenom XII 955BE Quad, 1x XP4800+ Dual, 1x Centrino P8600 Dual Laptop). Heizen brauche ich im Winter hier nicht.
In kürze kommt noch der Gentoo Linux XP3800+ Dual hinzu.

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gotthard
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#8 Ungelesener Beitrag von gotthard » 05.11.2012 16:42

@Grodahn

Vielen dank für diese Rechnung.
Was denkst du denn was dabei herauskommt bei einer halbwegs modernen Ölheizung? Oder hast du es gar für dich schon einmal ausgerechnet?

Ich meine jetzt nicht auf den Euro genau. Sondern wie schneiden denn z.B. Rechner ab die insgesamt 500 Watt verbrauchen. Ist es eine Umweltsünde diese laufen zu lassen weil die Heizung pro Kilo ausgestoßenem CO2 viel effektiver und umweltfreundlicher ist?

Aber dann hat man natürlich wieder den Pluspunkt bei den Rechnern, dass sie (bei mir zumindest) mit Umweltfreundlicher Energie betrieben werden und eine Heizung wohl kaum nebenher für die Wissenschaft arbeitet. :)


Nun trotzdem tue ich mich damit schwer wirklich meinen gesamten kleinen "Rechnerpark" durchgängig für BOINC laufen zu lassen. Habe jetzt den Kompromiss geschlossen, dass ich den effizientesten Rechner so gut wie 24/7 laufen lasse und auch als Server nutze - zumindest während der Woche. Alle anderen Rechner crunchen sobald ich sie zum Arbeiten brauche und kurz davor oder danach ohnehin Leerlauf hätte oder nebenher noch ein bisschen CPU Zeit übrig bleibt.



Vielen Dank für die ganzen Antworten. Dass das Thema "Heizen per Rechenkraft" nicht unwichtig ist, sieht man glaube ich auch an den BOINC stats von Rechenkraft.net. Seit es kälter wird gehen auch die Punkte / Ergebnisse / Stunden hoch. Müsste man mal einen Temperaturgraphen für Deutschland drüberlegen... :)

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Re: Heizen mit Rechenkraft

#9 Ungelesener Beitrag von MikeBerlin » 05.11.2012 19:41

gotthard hat geschrieben:... weil die Heizung pro Kilo ausgestoßenem CO2 viel effektiver und umweltfreundlicher ist?
Das glaube ich nicht. Es sei denn, Du vermutest eine recht ineffiziente Umwandlung von Wärme in Strom. Hier zu Hause wird der Strom zu 100% in Wärme umgewandelt. Hatte dieses Jahr 1000 EUR Stromnachzahlnug und 300 EUR Gasrückzahlung. Strom ist also einfach nur teurer! pro kWh. Gruß Michael
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MikeBerlin
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Stromkosten

#10 Ungelesener Beitrag von MikeBerlin » 17.11.2012 18:19

Habe heute einen Brief bekommen. Stromkosten steigen von 20,95 auf 27,93 ct/kWh! (+33,3%). Da ist nun nix mehr mit DC. Schade. Gruß Michael
P.S.: Sucht einer eine gebrauchte Gigabyte 660 TI OC als Weihnachtsgeschenk?
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#11 Ungelesener Beitrag von X1900AIW » 17.11.2012 18:54

Du kannst doch bei Preiserhöhung bequem den Anbieter wechseln !?

Unser Stromanbieter hat noch nichts verlautbaren lassen, Preisgarantie bis 31.12.

Ich werde ggf. den Output weiter absenken. Grafikkarte undervolte ich bereits. Dann läuft der Quad eben als Dual- oder SingleCore ... :smoking:

Die GTX 660 kann man m.W. mit dem TDP-Schieberegler im Verbrauch absenken, oder ?

Muss ehrlicherweise sagen, wer noch mit Atomstrom cruncht und nun wg. Preiserhöhung aussteigt, sehe ich als keinen Verlust, für die Umwelt ist das gut. :angel2:
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Re: Heizen mit Rechenkraft

#12 Ungelesener Beitrag von MikeBerlin » 17.11.2012 21:26

X1900AIW hat geschrieben:... wer noch mit Atomstrom cruncht ...
Hmm, verstehe ich nicht, ist doch egal, welchen "Strom" ich bezahle, verbaucht wird halt Strom. Wenn zuviele mit "grünem" Strom crunchen, ist für Otto-Normal-Verbraucher keiner mehr übrig. Der muss dass Atomstrom kaufen. Also ob ich den Atomstrom gleich verbrauche oder andere zwinge, dies zu tun, ist doch der Umwelt egal, oder? Gruß Michael
P.S.:Wechseln wohin? Vielleicht bekommt ja jemand eine Neukundenprämie. Würde ich ihm gerne gönnen.
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