mxplm hat geschrieben:Ich denke aber, dass sich die Menschheit Bioprodukte im Moment nicht leisten kann. Hier muss es einen Mittelweg geben. Ich kann leider mit keiner Lösung dienen, aber ich wollte mal einen Gedanken in die Richtung anstoßen.
Wenn du schon den Bezugsrahmen auf die Menschheit aufspannst ... Bioprodukte können nicht das Welthungerproblem lösen, die Einschränkung der Fleischproduktion jedoch m.E. schon. "Bio"-Produktion ist weltweit gesehen die natürlichste Produktionsform für den Eigenanbau, Düngung ist auf natürlichem Wege nicht nur möglich, sondern sehr sinnvoll. Die chemische Düngung bzw. Behandlungsmethoden über Produkte der Chemie-Konzerne sehe ich als eigentliches Problem an, der einen gesunden, nachhaltigen Boden bedroht. Egal ob für die Pflanzen-, Tierfutter- oder Fleischproduktion.
Eine interessante Studie (Analyse von Einzelstudien) hat foodwatch in Auftrag gegeben:
"Klimaretter Bio?" (pdf) (203 Seiten
), siehe Kurzinfo
foodwatch-Report "Klimaretter Bio?" (25.08.08)
Wie uneins sich die Experten allein bei der Bewertung sind, zeigt das Beispiel Milch-CO2-Äquivalent. Auf diesem Hintergrund müssen sämtliche Ergebnisse bewertet werden.
Aus der Studie die Einschätzung für die Maßnahme "Umstellung auf Ökologischen Landbau" (S. 155, von mir hervorgehoben/formatiert)
- "Die Umstellung auf Verfahren des ökologischen Landbaus bringt an mehreren Ansatzpunkten positive Klimaeffekte: durch die Einsparung von Mineraldünger und Pflanzenschutzmitteln, den weitestgehenden Verzicht auf Importfuttermittel sowie eine positive Humusbilanz auf den bewirtschafteten Böden.
- Die Reduzierung des Einsatzes von Mineraldüngern macht einen Großteil der in der Klimabilanzierung identifizierten Differenzen zwischen dem konventionellen und dem ökologischen Pflanzenbau aus. Über die Fütterung wirkt sich dies auch auf die Klimabilanz der Tierhaltungsverfahren aus. Das heißt, der in dieser Studie in vielen Pflanzenbau- und Tierhaltungsverfahren ausgewiesene Klimavorteil der ökologischen Landwirtschaft ist zu einem Großteil auf die sparsamere und nicht auf Mineraldünger basierende Düngung im ökologischen Landbau zurückzuführen.
- Da im ökologischen Landbau bislang jedoch systematisch niedrigere Erträge erwirtschaftet werden, müssen bei einem Ausbau dieses Verfahrens die Konsequenzen hinsichtlich des erweiterten Flächenbedarfs berücksichtigt werden. Steht nur eine begrenzte Menge an Flächen zur Verfügung, ergibt sich die Konsequenz, dass bei einer Umstellung auf Ökolandbau zugleich die Struktur der Flächennutzung bzw. der landwirtschaftlichen Produktion verändert werden muss. Um die Versorgung mit pflanzlichen Lebensmitteln sicherzustellen, müsste bei konstanter Flächenverfügbarkeit die Erzeugung tierischer Produkte (Fleisch und Milch) reduziert werden (vgl. Szenario II in Abschnitt 10.2)."
Und das bedeutet eine geringere Fleisch-Produktion und damit höhere Preise. Die der Durchschnitts-Konsument nicht zu zahlen bereit ist, der Bio-Konsument vielleicht doch. Böse gesagt
: der durchschnittliche Fleisch-Konsument kann oder will seinen Beitrag zum Klimaschutz nicht leisten. Ebensowenig der durchschnittliche Einkommensempfänger sein individuelles Einsparpotential nicht ausschöpft, den privaten Konsum klimafreundlicher zu gestalten. Das behaupte ich provokativ und pauschalisierend.
Zur Bilanz im Beispiel Milch und Rindfleisch (s.u.) Die Ergebnisse sprechen nicht klar für Bio, beim Fleisch muss man die Unterschiede im Detail beachten.
Zum o.g. Szenario 2 und zum Hauptaspekt des Reduktionspotential, der :
- "Szenario II: Vollständige Umstellung auf klimaoptimierte Verfahren auf der deutschen landwirtschaftlichen Fläche
Das Szenario II geht aus von der Frage: Wenn die Menge pflanzlicher Produktion zum menschlichen Verzehr konstant gehalten wird, wie viel tierische Produkte können dann auf der bisher genutzten landwirtschaftlichen Fläche noch erzeugt werden? Die pflanzliche Produktion wird hinsichtlich der erzeugten Mengen konstant gehalten und vollständig auf klimafreundliche Produktion umgestellt. Alle Moorböden werden wiedervernässt und aus der Nahrungsmittelproduktion herausgenommen. Die Tierhaltung wird auf Grundlage der verbleibenden Flächen betrieben, und zwar ebenfalls nach klimaoptimierten Verfahren. (S. 149) ...
- Die Einbeziehung der Emissionen aus Moorböden in die Klimabilanzierung ist methodisch schwierig: Auf wie viele Jahre des nachfolgenden Ackerbaus soll die CO2-Freisetzung durch den Torfabbau bezogen werden? Wie ist mit den aktuellen Emissionen aus entwässerten Torfböden umzugehen? Das gleiche gilt in umgekehrter Richtung für anzurechnende Senkeneffekte beispielsweise des Humusaufbaus in Ackerböden. (S. 65) ..."
Die letzte hier dargestellte Tabelle 10.2 zeigt, dass vom Gesamtpotential von ~51% bereits ~28% (absolut; = 37 Millionen Tonnen CO2) auf die "Wiedervernässung von Hochmooren" entfällt. War davon schon mal in der politischen oder medialen Diskussion zu hören ?
Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ist ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg.
Henry Ford