Nanotechnologie - Segen oder Fluch der Technik?

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CurlyM
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Nanotechnologie - Segen oder Fluch der Technik?

#1 Ungelesener Beitrag von CurlyM » 14.11.2011 17:52

... oder beides?
Immer wieder tauchen Artikel in unserer Medienwelt auf, die entweder die neuen Möglichkeiten der Nanotechnologie preisen und fantastische Zukunftsbilder malen, oder die diese Technologie (wie die Gentechnologie) als unüberschaubar, unberechenbar und deshalb äußerst gefährlich darstellen; z.B. in diesem Artikel:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 02,00.html

Wie steht Rechenkraft dazu? Lässt sich Nanotechnolgie so schnell "verteufeln"?
Ganz allgemein gefragt: Ist die Menschheit überhaupt in der Lage das Wissen, was sie gerade anhäuft und die Errungenschaften in den "neuen" Technologien und deren Folgen zu überblicken? Forschen wir zu schnell, oder zu langsam? ... :-?
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Thomas515

Re: Nanotechnologie - Segen oder Fluch der Technik?

#2 Ungelesener Beitrag von Thomas515 » 15.11.2011 18:59

Aus dem Artikel:
"Relevante Beeinträchtigungen traten bei den Versuchen bereits ab CNT-Konzentrationen von ein Milligramm pro Liter auf. Das ist zwar eine hunderttausendfach höhere Konzentration als Modellrechnungen für die bisherigen Maximal-Mengen in der Natur ergeben haben."

Da mach ich mir mal keine Sorgen. Ich glaub mit der 100.000fachen Konzentration ist eine Menge Zeug aus der Natur giftig.

Was die Forschung angeht: Die sorgt dafür, dass wir warm und satt leben können. Mit Licht, Fernsehen und guter medizinischer Versorgung. Uns geht es ja nicht besser als vor 200 Jahren, weil wir alle mehr arbeiten, eher im Gegenteil, sondern weil wir Wissen angesammelt haben. Darum mehr Forschung, übrigens auch gerne darüber, ob bestimmte Stoffe schädliche Auswirkungen auf Umwelt oder Menschen haben.

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Re: Nanotechnologie - Segen oder Fluch der Technik?

#3 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 15.11.2011 19:32

Der Bereich Nanotechnologie hat einen sehr hohen Stellenwert bei zukünftigen Entwicklungen und ich finde viele der Entdeckungen in diesem Bereich fantastisch. Das sollte uns allerdings nicht davon abhalten, die gesamte Entwicklung kritisch zu hinterfragen. Sonst schaut man hinterher in die Röhre. Also alles wie immer...

Michael.
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Re: Nanotechnologie - Segen oder Fluch der Technik?

#4 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 18.11.2011 00:20

CurlyM hat geschrieben:... oder beides?
Immer wieder tauchen Artikel in unserer Medienwelt auf, die entweder die neuen Möglichkeiten der Nanotechnologie preisen und fantastische Zukunftsbilder malen, oder die diese Technologie (wie die Gentechnologie) als unüberschaubar, unberechenbar und deshalb äußerst gefährlich darstellen; z.B. in diesem Artikel:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/tech ... 02,00.html

Wie steht Rechenkraft dazu? Lässt sich Nanotechnolgie so schnell "verteufeln"?
Ganz allgemein gefragt: Ist die Menschheit überhaupt in der Lage das Wissen, was sie gerade anhäuft und die Errungenschaften in den "neuen" Technologien und deren Folgen zu überblicken? Forschen wir zu schnell, oder zu langsam? ... :-?
Hi Volker,
Danke, schaue ich mir mal in Ruhe an.
Viele Grüße,
Michael.
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Re: Nanotechnologie - Segen oder Fluch der Technik?

#5 Ungelesener Beitrag von Ruediger Hartung » 24.05.2013 14:44

Wenn ich mal was als Werkstoffwissenschaftler sagen darf:

Ich beobachte die Diskussion zur Nanotechnologie schon seit mehreren Jahren.

Fakt ist, dass nanotechnologische Produkte schon breit eingesetzt wurden, bevor man das Wort kannte. Beispiele sind Kieselgur (Windeln, Cremes, Getränkefiltration ) oder Kunstglimmer für Metalliclacke, ohne jemals negative Effekte festgestellt zu haben.

Die Oberflächenenergie ist so hoch bei Nanopartikeln, dass sie sich unweigerlich zu größeren Agglomeraten zusammenballen. Es ist vielmehr eine verfahrenstechnische Kunst, diese zu vereinzeln und getrennt zu halten. Die Gefährdung über Luft würde ich also eher als gering einstufen - aber das hängt von dem Stoff selbst ab. Plutonium-Nanopartikel sind natürlich anders als Graphit-Nanopartikel in der Risikobewertung.

Gefährdung kann vielmehr auch von einzelnen Ionen oder Molekülen ausgehen: Typisches Bespiel: Eisenausflockung im Trinkwasser in Großbritanien mit Aluminiumsalzen führte zu einem deutlichen Anstieg von Demenzerkrankungen, da sich erst im Gehirn "Nanoablagerungen" bildeten.

Zum Nutzen:
Es gibt Bereiche, wo sich der erhoffte Nutzen nicht realisiert hat. Das sind aber meistens Anwendungen, wo man mehr oder weniger einen 1:1 Austausch zu Mikropartikeln vorgenommen und Wunder erwartet hat. Typisches Beispiel: Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit in Polymeren. Durch die Feinheit der Partikel steigt aber gleichzeitig die Wärmestreuung der Phonen überproportional. Man erhält einen Dämmstoff.

Nutzen scheinen Nanopartikel dort zu bringen, wo aufgrund der Quantenphysik die reale Welt ausgehebelt wird und Effekte möglich sind, die vorher nicht bekannt waren. Typisches Beispiel ist Clean Water. Dabei handelt es sich aber um Simulationen. Reale Versuche müssen erst noch zeigen, dass es kein Artefakt aufgrund der Berechnungen ist.

Die Umsetzung der Grundlagenforschung in Produkte dauert sicher 1-3 Jahrzehnte.

Last-but-not-least gibt es einen Nanopartikel Hype, wie Batterieauto-Hype, mit dem sich gut Fördermittel einwerben läßt.

Um es kurz auf einen Nenner zu bringen:

Gefährung durch Nanopartikel: Kann sein - kann nicht sein - kann ganz anders sein.


Berechnungen über BOINC im Bereich Nanopartikel stellen sicher kein Gefahrenpotenzial dar, da ja dadurch noch keine Partikel hergestellt werden.

Da mache ich mir persönlich bei den Proteinfaltern mehr Sorgen: Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, das "dumme" kleine Nano-Proteine Rinderwahn auch beim Menschen auslösen.

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