Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

Projektunabhängige Entdeckungen, Forschungen und Spekulationen
Nachricht
Autor
mibere

Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#1 Ungelesener Beitrag von mibere » 05.03.2015 14:37

Nach diversen Flops droht sich die pharmazeutische Industrie aus der Entwicklung von Anti-Dementiva zurückzuziehen

Die Zahlen variieren, sie sind gleichwohl alarmierend. Bis 2050 sollen nach Schätzungen der UN weltweit 135 Millionen Menschen an Alzheimer oder einer anderen Demenzform erkrankt sein. Die Schicksale sind mit hohen Kosten verbunden, der Versicherungsbranche schwant böses. Ein nun vom "World Innovation Summit for Health" (Wish) veröffentlichter Report weist darauf hin, dass trotz der Fortschritte in der Ursachenanalyse der Demenz eine Heilung der Krankheit nicht in Aussicht steht. Mehr noch: Die pharmazeutische Industrie droht sich aufgrund diverser Fehlschläge aus der der Entwicklung neuer Medikamente zurückzuziehen.
Vollständiger Artikel: http://www.heise.de/tp/news/Demenz-Kein ... 66458.html

Dj Ninja
Task-Killer
Task-Killer
Beiträge: 721
Registriert: 21.04.2008 10:37

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#2 Ungelesener Beitrag von Dj Ninja » 05.03.2015 17:07

Welt verbessern bringt halt kein schnelles Geld ...

Dennis Kautz
Vereinsmitglied
Vereinsmitglied
Beiträge: 4742
Registriert: 22.02.2003 02:12
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#3 Ungelesener Beitrag von Dennis Kautz » 05.03.2015 20:51

Dj Ninja hat geschrieben:Welt verbessern bringt halt kein schnelles Geld ...
Eine Medikamentenzulassung kostet (inkl. der notwendigen Studien) im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich und dauern i.d.R. 5-10 Jahre, auch gescheiterte Medikamente verursachen noch enorme Kosten (je später sie scheitern, desto teurer). Die mit weitem Abstand meisten Zulassungsprozesse scheitern. Das hier im Raum stehende unternehmerische Risiko ist nicht zu verachten, "kein schnelles Geld" ist da leicht untertrieben.

Dj Ninja
Task-Killer
Task-Killer
Beiträge: 721
Registriert: 21.04.2008 10:37

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#4 Ungelesener Beitrag von Dj Ninja » 05.03.2015 21:59

Mir ist schon klar, daß das teuer ist. Allerdings nehmen die Pharma-Riesen auch genug ein. Privat versicherte wissen, wovon ich rede. Plus den einen oder anderen "unternehmerischen Schachzug" nenne ich es mal sehr diplomatisch in einer Branche, die eigentlich eine gewisse Verantwortung und viel Vertrauen hat führt das dazu, daß ich Pharmakonzerne nicht gerade mag.

Benutzeravatar
Michael H.W. Weber
Vereinsvorstand
Vereinsvorstand
Beiträge: 22419
Registriert: 07.01.2002 01:00
Wohnort: Marpurk
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#5 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 06.03.2015 09:54

Dennis Kautz hat geschrieben:Eine Medikamentenzulassung kostet (inkl. der notwendigen Studien) im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich und dauern i.d.R. 5-10 Jahre, auch gescheiterte Medikamente verursachen noch enorme Kosten (je später sie scheitern, desto teurer). Die mit weitem Abstand meisten Zulassungsprozesse scheitern. Das hier im Raum stehende unternehmerische Risiko ist nicht zu verachten...
Ich sah vor einigen Jahren eine Reportage über ein Forscherehepaar (in Berlin?), die erfolgreiche Medikamente gegen Alzheimer in einem Mausmodell entwickelt hatten. Die Stoffe waren nichts Neues, d.h. angeblich unpatentierbar. Dort wurde argumentiert, man habe die Industrie angesprochen, es bestünde aber kein Interesse angesichts der Patentsituation.
Ich lasse es mal so stehen.

Michael.
Fördern, kooperieren und konstruieren statt fordern, konkurrieren und konsumieren.

http://signature.statseb.fr I: Kaputte Seite A
http://signature.statseb.fr II: Kaputte Seite B

Bild Bild Bild

Benutzeravatar
M. Franckenstein
Vereinsmitglied
Vereinsmitglied
Beiträge: 5917
Registriert: 23.07.2001 01:00
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#6 Ungelesener Beitrag von M. Franckenstein » 06.03.2015 11:23

Dj Ninja hat geschrieben:Welt verbessern bringt halt kein schnelles Geld ...
ich stimme dem zu ...

Dennis Kautz
Vereinsmitglied
Vereinsmitglied
Beiträge: 4742
Registriert: 22.02.2003 02:12
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#7 Ungelesener Beitrag von Dennis Kautz » 06.03.2015 19:18

Michael H.W. Weber hat geschrieben:
Dennis Kautz hat geschrieben:Eine Medikamentenzulassung kostet (inkl. der notwendigen Studien) im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich und dauern i.d.R. 5-10 Jahre, auch gescheiterte Medikamente verursachen noch enorme Kosten (je später sie scheitern, desto teurer). Die mit weitem Abstand meisten Zulassungsprozesse scheitern. Das hier im Raum stehende unternehmerische Risiko ist nicht zu verachten...
Ich sah vor einigen Jahren eine Reportage über ein Forscherehepaar (in Berlin?), die erfolgreiche Medikamente gegen Alzheimer in einem Mausmodell entwickelt hatten. Die Stoffe waren nichts Neues, d.h. angeblich unpatentierbar. Dort wurde argumentiert, man habe die Industrie angesprochen, es bestünde aber kein Interesse angesichts der Patentsituation.
Ich lasse es mal so stehen.

Michael.
Kann ich - rein wirtschaftlich betrachtet - durchaus nachvollziehen: der mit weitem Abstand größte Teil der Kosten einer Medikamentenzulassung fällt m.W. in den späteren Zulassungsphasen am Menschen an (ist ja auch logisch wegen der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen und der mit ihnen einhergehenden Bürokratie). Ohne Patentierbarkeit hätten mögliche Wettbewerber die Zulassung aussitzen können und dann das Präparat selbst rausbringen können. Derjenige, der die Zulassung durchgeführt hätte, wäre der Doofe gewesen: sehr hohe Kosten für die Zulassung, die nicht mittels Patentschutz hereingeholt werden könnten und aufgrund der Absehbarkeit der Verluste hätten sogar rechtliche Probleme für die Verantwortlichen ins Haus stehen können. In solchen Fällen wie beschrieben ist die Situation so vertrackt, dass es IMHO Aufgabe des Staates wäre, die Zulassung zu finanzieren. Durch die indirekten Gewinne der besseren Gesundheitssituation der Bürger würde sich das im Erfolgsfall auch finanziell mehr als ammortisieren. Bei aller Sympathie für Patentfreiheit - im medizinischen Sektor will sie sehr, sehr gut überlegt sein.

EDIT: Heutzutage wäre Crowdsourcing vielleicht noch eine Idee - bei dem Thema sollte doch ausreichendes Interesse vorhanden sein.

Benutzeravatar
Kolossus
TuX-omane
TuX-omane
Beiträge: 4277
Registriert: 26.10.2014 14:51

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#8 Ungelesener Beitrag von Kolossus » 06.03.2015 21:55

Mit anderen Worten jagt die Katze den eigenen Schwanz und es wird nichts wirklich passieren. Traurig, traurig.....
Gruß Harald

Bild

Dennis Kautz
Vereinsmitglied
Vereinsmitglied
Beiträge: 4742
Registriert: 22.02.2003 02:12
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#9 Ungelesener Beitrag von Dennis Kautz » 06.03.2015 23:05

Kolossus hat geschrieben:Mit anderen Worten jagt die Katze den eigenen Schwanz und es wird nichts wirklich passieren. Traurig, traurig.....
Ich denke, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, das Problem anzugehen (bitte einen oder mehrere Favoriten wählen ;)):
  • Staatliche Finanzierung
  • Finanzierung durch gemeinnützige Organisationen / Personen
  • Crowdfunding
  • Patentierbarkeit sicherstellen
  • Steuerliche Anreize
  • Kostensenkungen im Zulassungsprozess (z.B. Bürokratieabbau und/oder grenzüberschreitende Zulassungen)
  • Auch DC kann einen - wenn auch bescheidenen - Anteil leisten, indem es die Kosten der präklinischen Phasen senkt.

Benutzeravatar
Michael H.W. Weber
Vereinsvorstand
Vereinsvorstand
Beiträge: 22419
Registriert: 07.01.2002 01:00
Wohnort: Marpurk
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#10 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 08.03.2015 09:05

Nein, die konsequente Schlussfolgerung ist aus meiner Sicht, dass Herstellung von und klinische Studien zu Arzneimitteln grundsätzlich neu geregelt werden sollten.

Auch die ursprüngliche Idee des Patents, nämlich der Schutz des Erfinders vor den großen Firmen scheint mir seit längerem zu einem Patent(un)wesen verkommen zu sein, das einer grundlegenden Reform bedarf. Es verhindert unter dem Strich den Fortschritt der gesamten Gesellschaft zugunsten der Bereicherung derjenigen, die schon ausreichend haben.
Ich könnte Dir nun stundenlang Beispiele aus meinem eigenen Forscherleben berichten, die das belegen. Spare es mir aber ab.

Man kann nur hoffen, dass sich durch die zunehmende Autonomisierung des Individums in Sachen kostengünstiger Hestellungsmethoden (Beispiel: 3D Drucker, aufkeimend: BioHacking, zukünftig kommend: Microfluidics) zusammen mit den neueren Crowdfundingmöglichkeiten langsam ein ernstzunehmender Gegenpol zur aktuellen Praxis etabliert.

Michael.
Fördern, kooperieren und konstruieren statt fordern, konkurrieren und konsumieren.

http://signature.statseb.fr I: Kaputte Seite A
http://signature.statseb.fr II: Kaputte Seite B

Bild Bild Bild

Dennis Kautz
Vereinsmitglied
Vereinsmitglied
Beiträge: 4742
Registriert: 22.02.2003 02:12
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#11 Ungelesener Beitrag von Dennis Kautz » 08.03.2015 10:29

Michael H.W. Weber hat geschrieben:Nein, die konsequente Schlussfolgerung ist aus meiner Sicht, dass Herstellung von und klinische Studien zu Arzneimitteln grundsätzlich neu geregelt werden sollten.
Da sind wir durchaus einer Meinung, die Frage ist nur, wie die Alternative aussehen soll - viele Vorgaben zu den klinischen Studien sind ja das Ergebnis des Contergan-Skandals. Andererseits ist zumindest nach meinem Gefühl der Prozess unendlich verbürokratisiert worden, hier ließe sich sicherlich deutlich effizienter arbeiten und Kosten sparen. Möglichst weltweit einheitliche Zulassungsstandards wären in auch wünschenswert, dann müsste man nicht für jede Jurisdiktion den ganzen Aufwand treiben.

Benutzeravatar
Michael H.W. Weber
Vereinsvorstand
Vereinsvorstand
Beiträge: 22419
Registriert: 07.01.2002 01:00
Wohnort: Marpurk
Kontaktdaten:

Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht

#12 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 08.03.2015 11:52

Eine sehr konkrete Alternative wäre beispielsweise, dass der Entwickler eines Medikaments grudnsätzlich nicht die klinische Studie zu seinem eigenen (potentiellen) Produkt durchführen darf.
Aber glaube mir, ich würde noch viel weiter gehen...

Michael.
Fördern, kooperieren und konstruieren statt fordern, konkurrieren und konsumieren.

http://signature.statseb.fr I: Kaputte Seite A
http://signature.statseb.fr II: Kaputte Seite B

Bild Bild Bild

Antworten

Zurück zu „Wissenschaft“