Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

Grid-Computing, technische Entwicklung von Distributed Computing...
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Michael H.W. Weber
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Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#1 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 27.02.2023 22:49

Moin.
Ich hatte mir die Tage mal ein paar Gedanken zum Begriff Distributed Computing (DC) gemacht, der von uns ja bevorzugt verwendet wird, während David Anderson ihn ja regelrecht für falsch hält und Volunteer Computing (VC) bevorzugt.

Dabei kam mir der Begriff Citizen Computing in den Kopf, den ich aus mehreren Gründen für viel griffiger halte - vor allem, weil er als Begriff selbst eigentlich das Thema schon schön umreißt, gleichzeitig unser geliebtes Distributed Computing in den Bereich Citizen Science einsortiert und auch noch Erklärungshürden senkt: Immer wenn ich DC sage, schauen die Leute verständnislos auf und dann muss ich erst zu größeren Erklärungen ausholen... nervt irgendwie.

David Anderson war ja in seinem Blogbeitrag vom Januar 2022 im Detail auf DC vs VC eingegangen und in der Tat ist DC ja in der Fachwelt eher ein Oberbegriff - zu dem sozusagen das, was wir hier machen, neben vielem anderen auch dazu gehört.
Bei VolunteerComputing schwingt bei mir immer ein irgenwie negativer Beigschmack mit, als gäbe es da irgendwo einen Gegenzwang oder als müsse man sich dazu "durchringen" mitzumachen.
Außerdem suggeriert VC irgendwie eine Zweiklassengesellschaft, wie ich finde - also diejenigen, die Projekte aufsetzen und dann eben die "Volunteers" die mitrechnen dürfen. Das paßt mir ja nun mal gar nicht. :lol:

CitizenComputing scheint mir der richtige, zeitgemäßte Bergiff zu sein für das, was wir hier tun.
Vielleicht solten wir den systematisch kultivieren?

Wir haben das u.a. eben in der montäglichen Vorstandssitzung etwas besprochen und uns würde mal interessieren, wie ihr das seht?

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Novas
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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#2 Ungelesener Beitrag von Novas » 28.02.2023 23:46

Ich denke auch, dass Distributed Computing (DC) eher ein Oberbegriff ist und Citizen Computing (CC) Projekte wie BOINC präziser beschreibt. Wobei ich Volunteer Computing (VC) auch nicht schlecht finde (klingt aber weniger "schön" für mich).

Das Problem der Zweiklassengesellschaft hat man bei CC meiner Meinung nach genauso wie bei VC. CC klingt für mich nach "wir Bürger haben ein Projekt an dem wir mit Stolz rechnen", aber wenn nun ein Unternehmen nett ist und großzügig unterstützt und das Projekt nach 2 Wochen durch ist, sind alle traurig weil ihr Projekt so schnell beendet ist (was natürlich quatsch ist. Das Resultat zählt.). Ich denke aber auch, dass egal welchen Begriff man nimmt, irgendwer sich immer ausgeschlossen fühlen wird.

...

Puh.. nach einiger Überlegung ist es doch nicht so einfach wie ich mir das gedacht habe :D

Es kommt denke ich immer darauf an wie genau man die Begriffe auslegt. Volunteer Computing kann ja freiwilliges Rechnen sein oder ehrenamtliches Rechnen. Citizen Computing (wie auch Citizen Science) ist für mich immer eine Art Ehrenamt mit dem Ziel etwas gutes für die Allgemeinheit zu schaffen.
Nehmen wir als Beispiel ein Projekt das Blenderprojekte verteilt rendert. Ist es für Schulen und Unis gedacht, damit diese lernen und forschen können, so wäre es für mich ein Citizen Computing Projekt. Jeder kann helfen, dass Forschung und Lehre mehr ressourcen haben und hoffentlich sinnvolle Dinge damit machen können. Werden hauptsächlich kommerzielle Projekte gerendert und man kann rechenleistung beisteuern um z.B. in den Credits zu landen, so ist es freiwilliges Rechnen (Volunteer Computing?) aber meiner Meinung nach kein Citizen bzw. Ehrenamtliches Computing.

Ich hoffe man versteht was ich meine. Kann man sicherlich viel drüber diskutieren, da Sprache ja eher selten eindeutig ist :D
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Michael H.W. Weber
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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#3 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 04.03.2023 15:03

Gibt es eigentlich solch ein Blender-Projekt, wo man sozusagen seine Files reinwirft und sie dann gerendert wieder abholen kann?
Klingt aus meiner Sicht nützlich, denn nicht jeder hat ausreichend Rechenleistung und da der Trend zu diesen mickrigen Mobile Devices geht, wird das ja weiter ein Thema bleiben...

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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#4 Ungelesener Beitrag von Stiwi » 04.03.2023 16:03

Michael H.W. Weber hat geschrieben:
04.03.2023 15:03
Gibt es eigentlich solch ein Blender-Projekt, wo man sozusagen seine Files reinwirft und sie dann gerendert wieder abholen kann?
Klingt aus meiner Sicht nützlich, denn nicht jeder hat ausreichend Rechenleistung und da der Trend zu diesen mickrigen Mobile Devices geht, wird das ja weiter ein Thema bleiben...

Michael.
Früher gab es da Burp für Boinc ist aber abgeschaltet mindestens bis 2027:
http://burp.renderfarming.net/

Ansonsten gibt es außerhalb von Boinc noch Sheep it:
https://www.sheepit-renderfarm.com/home
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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#5 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 04.03.2023 16:11

...falls da Leute Lust haben, könnte man das auch über Rechenkraft.net in BOINC realisieren. BURP ist vermutlich eh aus'm Rennen und bei dem anderen Projekt werden die eingereichten Renderingprojekte laut FAQ nach Punktepriorität des Einstellers priorisiert - gemäß des altbekannten Ansatzes "wer hat, dem wird gegeben". :bugeye:

Michael.

Edit: Ich sehe gerade, da gibt es sowas wie "fluids", die wohl recht große Datensätze erfordern. Wunderbar. Da könten wir mal den von mir ohnehin für RNA World angedachten Peer-to-Peer DataStorage-Ansatz realisieren und - analog zu unserem RNA World VirtualMachine-Ansatz von 2009 - mal wieder DC-Geschichte schreiben. :evil2:

--> es sind bei mir so ca. 3 TB Datensätze als Grundlage-Libraries angedacht. :evil2: :evil2: :evil2:
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Novas
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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#6 Ungelesener Beitrag von Novas » 04.03.2023 18:42

Michael H.W. Weber hat geschrieben:
04.03.2023 15:03
Gibt es eigentlich solch ein Blender-Projekt, wo man sozusagen seine Files reinwirft und sie dann gerendert wieder abholen kann?
Klingt aus meiner Sicht nützlich, denn nicht jeder hat ausreichend Rechenleistung und da der Trend zu diesen mickrigen Mobile Devices geht, wird das ja weiter ein Thema bleiben...

Michael.
Ich kenne da nur das Golem-Network. Ist allerdings nen Cryptoprojekt, daher weiß ich nicht wie gut sowas ankommt.
Finde solche Systeme immer ganz spannend, aber auch fragwürdig bez. Datenschutz etc. Man sendet ja seine potentiell geschützten Rohdaten (Texturen, Schriftarten, etc.) an Dritte. Noch schlimmer wirds da, wenn Nutzer ne eigene VM oder Container ins Netzwerk schicken können, die dann irgendwas macht. Das schreit (zumindest in Deutschland) nach viel ärger bez. Filesharing usw.
Michael H.W. Weber hat geschrieben:
04.03.2023 16:11
...falls da Leute Lust haben, könnte man das auch über Rechenkraft.net in BOINC realisieren. BURP ist vermutlich eh aus'm Rennen und bei dem anderen Projekt werden die eingereichten Renderingprojekte laut FAQ nach Punktepriorität des Einstellers priorisiert - gemäß des altbekannten Ansatzes "wer hat, dem wird gegeben". :bugeye:

Michael.

Edit: Ich sehe gerade, da gibt es sowas wie "fluids", die wohl recht große Datensätze erfordern. Wunderbar. Da könten wir mal den von mir ohnehin für RNA World angedachten Peer-to-Peer DataStorage-Ansatz realisieren und - analog zu unserem RNA World VirtualMachine-Ansatz von 2009 - mal wieder DC-Geschichte schreiben. :evil2:

--> es sind bei mir so ca. 3 TB Datensätze als Grundlage-Libraries angedacht. :evil2: :evil2: :evil2:
Wäre ein spannendes Projekt sowas umzusetzen. Interesse wäre von meiner Seite auf jeden Fall vorhanden, da etwas sehr Ähnliches als Projekt für meine Bachelorarbeit in Frage kommt (kommendes Wintersemester).
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Stiwi
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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#7 Ungelesener Beitrag von Stiwi » 04.03.2023 19:02

Michael H.W. Weber hat geschrieben:
04.03.2023 16:11
...falls da Leute Lust haben, könnte man das auch über Rechenkraft.net in BOINC realisieren. BURP ist vermutlich eh aus'm Rennen und bei dem anderen Projekt werden die eingereichten Renderingprojekte laut FAQ nach Punktepriorität des Einstellers priorisiert - gemäß des altbekannten Ansatzes "wer hat, dem wird gegeben". :bugeye:

Michael.
Soll einfach nur verhindern dass man immer nur nimmt und nicht auch mal was mitrechnet. Punkte sind ja nicht erkaufbar sondern nur errechenbar. Finde das eigentlich nicht schlecht, ein paar Frames kriegt jeder gerechnet.
Btw bei so einen Projekt hat man auch immer das Problem dass man irgendwie verbotene Inhalte herausfiltern muss. Da auch verschiedene Länder verschiende Gesetze haben ist das vermutlich nicht ganz so einfach
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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#8 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 05.03.2023 10:57

Stiwi hat geschrieben:
04.03.2023 19:02
Soll einfach nur verhindern dass man immer nur nimmt und nicht auch mal was mitrechnet. Punkte sind ja nicht erkaufbar sondern nur errechenbar. Finde das eigentlich nicht schlecht, ein paar Frames kriegt jeder gerechnet.
Ja, ich verstehe die Idee durchaus, aber es führt eben oft bei diesem Ansatz tatsächlich dazu, dass diejenigen, die eben keine eigene Rechenleistung haben, zu kurz kommen. Und wozu sonst brauche ich solch ein Projekt, wenn ich meine Sachen ohnehin selbst rechnen könnte?
Stiwi hat geschrieben:
04.03.2023 19:02
Btw bei so einen Projekt hat man auch immer das Problem dass man irgendwie verbotene Inhalte herausfiltern muss. Da auch verschiedene Länder verschiende Gesetze haben ist das vermutlich nicht ganz so einfach
Dazu kann man neben rigorosen Eingangsdatenchecks auch vollverschlüsselt arbeiten und/oder man packt den Server, von dem sich die Leute ihr Zeug am Ende runterladen auf irgend eine libertäre Domain.

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Re: Citizen Computing statt Volunteer/Distributed Computing

#9 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 05.03.2023 10:59

Novas hat geschrieben:
04.03.2023 18:42
Michael H.W. Weber hat geschrieben:
04.03.2023 16:11
...falls da Leute Lust haben, könnte man das auch über Rechenkraft.net in BOINC realisieren. BURP ist vermutlich eh aus'm Rennen und bei dem anderen Projekt werden die eingereichten Renderingprojekte laut FAQ nach Punktepriorität des Einstellers priorisiert - gemäß des altbekannten Ansatzes "wer hat, dem wird gegeben". :bugeye:

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Edit: Ich sehe gerade, da gibt es sowas wie "fluids", die wohl recht große Datensätze erfordern. Wunderbar. Da könten wir mal den von mir ohnehin für RNA World angedachten Peer-to-Peer DataStorage-Ansatz realisieren und - analog zu unserem RNA World VirtualMachine-Ansatz von 2009 - mal wieder DC-Geschichte schreiben. :evil2:

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Wäre ein spannendes Projekt sowas umzusetzen. Interesse wäre von meiner Seite auf jeden Fall vorhanden, da etwas sehr Ähnliches als Projekt für meine Bachelorarbeit in Frage kommt (kommendes Wintersemester).
Du bekommst von mir in Kürze eine PN. :D

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