Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

Grid-Computing, technische Entwicklung von Distributed Computing...
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Michael H.W. Weber
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Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#1 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 20.06.2022 15:21

Der BOINC Entwickler David Anderson hat einen recht umfangreichen Artikel zur BOINC Historie gepostet.
Unser Tweet dazu: https://twitter.com/Rechenkraft_net/sta ... 1494626308

Michael.
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#2 Ungelesener Beitrag von n3Ro » 20.06.2022 18:17

Liest sich interessant aber auch erschreckend, gerade was die prognostizierte Zukunft von BOINC angeht...

Btw. Twitter hat die Bildüberschrift in der Vorschau auf "Beer and rechenkraft.net" verkürzt :good:
:zzz:
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#3 Ungelesener Beitrag von Kolossus » 20.06.2022 23:27

n3Ro hat geschrieben:
20.06.2022 18:17
Liest sich interessant aber auch erschreckend, gerade was die prognostizierte Zukunft von BOINC angeht...
Das zeichnet sich schon längere Zeit ab!
Immer mehr Projekte schließen und nur wenige kommen nach. Vor allem bedauere ich den Abgang vieler biologischer und medizinischer Projekte, denen praktisch kein Nachfolger oder wenigstens ähnliche gleichwertige Projekte folgen. Was will man mit der fünften Ausgabe von Sierpinski / Riesel Projekten?
Gruß Harald

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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#4 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 21.06.2022 10:50

n3Ro hat geschrieben:
20.06.2022 18:17
Liest sich interessant aber auch erschreckend, gerade was die prognostizierte Zukunft von BOINC angeht...

Btw. Twitter hat die Bildüberschrift in der Vorschau auf "Beer and rechenkraft.net" verkürzt :good:
...naja, Twitter generiert leider keine eigenmächtigen Bilder. Das muss der zuständige Social Media Beauftragte immer fein selber tun und ich habe hier den Ausschnitt passend für unsere Community gewählt. :lol:
Wir wollen ja über Twitter möglichst etwas Interesse für DC und unser Team generieren.

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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#5 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 29.06.2022 14:57

Ich möchte, nachdem ich den Artikel von David nun komplett durchgekaut habe, jedem hier nochmal andienen, diesen ebenfalls zu lesen.
Grund: Wir brauchen darüber eine ausgiebige Diskussion, um sicher zu stellen, dass das Projekt nicht den Bach runter geht.
Merke: Wenn irgendwann kein BOINC Maintainer mehr am Start ist, ist das Ding in den Brunnen gefallen.
Ihr könnt die URL einfach in Google Chrome kleistern und dann auf deutsch übersetzt bequem lesen - so kann jeder teilhaben. :wink:

Die Vorgehensweise von David war - aus meiner Sicht - in vielen Fällen im Vorfeld absehbar nicht erfolgversprechend. Am Deutlichsten wird das aus meiner Sicht mit seinem "Science United" Ansatz: Wenn man der Community (zwecks Zusicherung von Rechenleistung an JEDES Projekt) die freie Projektauswahl wegnimmt, stirbt damit das Wettbewerbselement, die Races. Das konnte nur eine Totgeburt werden.

Viele seiner richtigen Schlüsse haben wir längst realisiert: Eine offiziell registrierte, gemeinnützige Organisation (da sind wir asl einzige seit 2004 bereits am Start!) und einen Projektaufsetzungsservice (Yoyo@home als "umbrella"-Projekt für Leute die selbst den BOINC-Server nicht aufsetzen können - noch vor dem WCG gestartet!). Letzteres nimt er im Ansatz gerade erst mit BINC Central in Angriff. :smoking:

Da das Ende seines Beitrags bei mir den sehr deutlichen Eindruck hinterlässt, dass bei ihm bezügl. BOINC ziemlich die Luft raus ist, sollten wir ihn kontaktieren und anbieten, da jetzt erst richtig einzusteigen - denn es mangelt wohl vor allem erstmal an einer sauberen Vision mit Aussicht auf Realisierungserfolg.
Ich habe bereits eine recht umfangreiche Sammlung an Ideen & Kommentaren zu seinem Text und seinen Interpretationen zusammengestellt. Das alles werde ich ihm nach gebührendem Feinschliff in Kürze zukommen lassen.

Und ihr solltet den Text hier möglichst auch recht detailliert kommentieren - da kommt bestimt noch vieles Nützliche zusammen!
Wir köntnen dazu auch ein Etherpad aufmachen, wenn das bequemer ist?

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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#6 Ungelesener Beitrag von gemini8 » 29.06.2022 16:33

Davids größter, auch selbst benannter Schwachpunkt in der Arbeit um Boinc ist und bleibt die Werbung - oder ein Boinc nutzendes Projekt, das als Zugpferd dienen kann.
Und, sollte er wirklich das Handtuch werfen, das Fehlen eines Maintainers, der das Projekt fortführt.
Ich persönlich würde befürworten, wenn Boinc Open Source würde, wenn er sich aus dem Projekt zurückzieht.
Ich denke schon, dass sich ein Maintainer finden würde, und ich hätte auch einige Dinge, die implementiert werden könnten / sollten.
Allem voran eine Möglichkeit für Boinc, sich mit dem Account Manager zu unterhalten, während die Projekte nicht ins Netz dürfen.

Vielleicht bräuchte es auch einen neuen Ansatz zum Thema Projektserver.
Durch die brutale Rechenleistung, die die heutigen Kisten auf Userseite mitbringen, wird auch der Wettbewerb immer schwieriger, weil unterdimensionierte Projekte in Wettkämpfen die Grätsche machen.
Wenn jemand Serverleistung (und ggfs. die notwendige technische Administration) zum Einkauf zur Verfügung stellen würde, um die Projekte stabil aufzustellen, so dass die Wissenschaftler sich nur um ihre Kernkompetenzen und ihre Applikationen kümmern müssen, könnte dies auch dazu führen, dass Projekte aus Wissenschaftlersicht einfacher zu betreuen sind.
Bei PrimeGrid z.B. gönnt sich Rytis einfach mehr Cloud, wenn er die Leistung auf Serverseite benötigt.
Ein Service durch Teile der Wettkämpfenden, die sich ohnehin ein RZ leisten, könnte auch hilfreich sein.
Und es gibt User, die mal eben bereit sind, einen ernsthaften Server für ein Projekt springen zu lassen, das sich diesen nicht selbst leisten kann.
Das ist nun aber nicht unbedingt Thema für David, sondern eher für die Community.
Und auch für die Community ist vielleicht das Problem, dass Projekte schlecht finanziert werden, so dass Admins total sinnvolle Projekte einfach dichtmachen, weil sie von irgendetwas anderem leben müssen.
Zwar wollen wir Projekte, bei denen wir Wettkämpfe veranstalten können, und Projektvielfalt, um möglichst viele Badges zu erwerben, aber eigentlich machen wir das alles aus der Motivation heraus, Wissenschaft zu unterstützen.
Wenn also ein Admin seinen Boinc-Server nicht selbst aufsetzen musss, sondern einen fertigen aus der VM-Konserve nehmen (ankaufen, mieten, wieauchimmer) kann, dann würde die Hürde des Betreibens kleiner.
Und so ungern ich bei Science United teilnehmen würde, ist es doch für neue Projekte hilfreich zu wissen, dass sie Rechenleistung erhalten.
Wenn SU mir einen auch nur symbolischen Obolus ausschütten würde, wenn meine Rechner dort angemeldet würden (Fallback Account Manager oder so, der implementiert werden müsste), dann wäre ich in wettkampffreien Zeiten eher dazu bereit, das Projekt (oder die Projekte), für das/die ich rechne, nicht selbst zu bestimmen. Hätte dann halt trotzdem gerne die Credits und die Badges.

Kurzes Reinwerfen von Zeugs, das vielleicht nicht verwendet werden kann, aber das gerade irgendwo hinmöchte. ;-)
Gruß, Jens
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#7 Ungelesener Beitrag von Stiwi » 29.06.2022 17:00

gemini8 hat geschrieben:
29.06.2022 16:33
Ich persönlich würde befürworten, wenn Boinc Open Source würde, wenn er sich aus dem Projekt zurückzieht.
Ist es schon immer:
https://github.com/BOINC/boinc

Und es gibt da schon noch 1-2 weitere die viel machen
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#8 Ungelesener Beitrag von gemini8 » 29.06.2022 18:16

Mir war zwar eigentlich so, aber David als Maintainer hat sich wohl gegen diverse Dinge gestellt, die eingepflegt werden sollten - was er auch in seinem Artikel beschreibt - , deswegen bin ich davon ausgegeangen, dass es wohl doch nicht so ist.
Aber umso besser. :-)
Gruß, Jens
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#9 Ungelesener Beitrag von Octoate » 03.07.2022 00:26

Hi zusammen,
als eigentlich hauptsächlich nur lesender Teilnehmer, der aber schon seit den DES Cracks bei Dnetc mit dabei ist und dann durch ein paar Teams gewandert und letztendlich hier gelandet ist, habe ich auch mal so meine Gedanken zu dem Thema BOINC und dem Posting von David P Anderson zusammengefasst. Einige Punkte wurden hier ja schon angesprochen, ich sehe da aber auch mittlerweile ein anderes Problem: BOINC konkurriert mit Cloud-Dienstleistern und man merkt, dass es 20 Jahre auf dem Buckel hat und nicht kontinuierlich modernisiert wurde.

Bzgl Cloud meine ich das in der Hinsicht, dass es genauso einfach sein muss, ein Projekt durchzuführen, wie das bei einem Cloud-Dienstleister möglich ist. Dort kann ich bspw. einfach ein Blob-Storage nutzen und werfe meine Analyse darauf (KI, Data Analytics, Serverless Functions, etc.). Dazu wähle ich dann noch, wieviel Ressourcen ich benötige und bezahle dann genau das, so lange es läuft. Kein Admin, kein Server und wenn die Berechnung durch ist, auch keine Hardware und vor allem auch kein Support, weil bei irgendjemanden irgendetwas nicht läuft. Man kommt hier schnell an den Start und hat sehr schnell ein kleines Beispiel laufen.
Wie sieht es bei BOINC aus? Ich muss alles von Hand installieren. Die Dokus dazu sind eher nicht so toll, gerade für jemand, der nicht so fit in der Administration von Linux Systemen ist. Nehme ich die Docker Container komme ich zwar schneller beim Server an den Start, das Tutorial beschreibt aber nur die Nutzung von boinc2docker beschrieben und schwupps habe ich auch noch VirtualBox auf den Clients an den Hacken - immerhin kann ich jetzt irgendein Docker Image mit meiner Programmiersprache verwenden und nutzen (im Beispiel ein Python Alpine Image). Wenn ich jetzt einen Client schreiben möchte, sieht es mit den Beispielen nicht so gut aus, denn die muss ich mir mühsam über die Doku heraussuchen. Im GitHub Repository gibt es im "app" Verzeichnis ein paar Beispiele und unter "samples" ist auch was drin - allerdings kunterbunt gemischt. Das ist doch so echt frustrierend. Kommentare im Quellcode sind, so auf den ersten Blick, auch eher Mangelware.
Ich würde erwarten, dass man eine kleine Beispielanwendung ohne großem Overhead innerhalb von einer halben Stunde aufsetzen kann und zwar ohne, dass man danach großartig Software auf seinem System installieren musste. Hier käme Docker halt wirklich gut zur Geltung und zwar ohne VirtualBox bitte.
Generell kommt das BOINC Repository sehr unaufgeräumt daher. Es sollte in mehrere Projektrepositories zerlegt werden und nicht wie so ein Monolith alles beinhalten. Hinzu kommt, dass das GitHub Repository auf der offiziellen BOINC Seite kaum zu finden ist (wo ist der Button "Fork me on Github"?).

In Sachen Code Qualität hört sich Davids Verweis auf Unit Tests auch so an, wie jemand, der das System der Unit Tests da nicht versteht. Die werden nicht für die Integrationstests verwendet, sondern um die einzelnen Komponenten zu testen und irgendwo muss man da ja anfangen. Dass die String Tests derzeitig nicht helfen, heisst nicht, dass sie zukünftig nicht bei einem Problem mal wertvoll werden können (z.B. bei Dingen, die durch Refactoring kaputt gehen). Alle Bugs, die gefunden werden, sollten mittels eines Unit Tests - soweit möglich - nachgestellt werden und erst danach behoben werden. So geht man sicher, dass das Problem sehr wahrscheinlich nicht mehr auftreten wird.

Generell frage ich mich, ob es nicht noch einen einfacheren Zugang zu dem System geben könnte. Bspw. eine zentrale Webseite, in der man ein einem Webeditor mal eben schnell ein kleines Programmm schreiben kann, das man dann auf ein paar Beispielknoten laufen lassen kann (z.B.: Playground Webseite von Typescript). Das muss ja nicht gleich über das System verteilt werden. Evtl. könnte man das ja über einen Webworker gleich im Browser der eingeloggten Benutzer laufen lassen (verwendete Programmiersprache nach WASM kompilieren und dann im Browser laufen lassen). Die mögliche Laufzeit des Programmes würde ich da dann auf ein paar Sekunden (30? 60?) einschränken.
Hier erwarte ich auch mehr als nur C/C++, Fortran und Python. Wo sind Rust, Kotlin, .NET, Java, Go, Javascript, etc.? Ich weiss, dass das nicht unbedingt die optimale Performance bringen mag, aber dafür kann ich die Programmiersprache verwenden, die zu meinem Problem am besten passt.

Das bringt mich dann zur Usability: Die ist irgendwie Anfang der 2000er stehen geblieben. Schaut man sich die meisten Webseiten und auch dem BOINC Client an, merkt man, dass sie aus einer anderen Zeit stammen. Das ist nicht weiter schlimm, schreckt aber durchaus neue Benutzer ab. Gerade das selbst geschriebene Forum, das David in seinem Artikel erwähnt, finde ich mittlerweile stark aus der Zeit gefallen. Da gehört einfach ein anderes Forumsystem her, allein schon aus dem Grund, dass man sich das doch gar nicht in der Entwicklung ans Bein binden möchte. So hat man dann ja auch mehr Zeit für die Kernkomponenten - alternativ arbeitet man an den Kernkomponenten und vernachlässigt dafür Webseite und Forum.
Die ganzen Webseiten, gerade auch des Servers, sollten "reactive" sein und dementsprechend sollte es egal sein, ob man mit einem Mobiltelefon die Seite anschaut oder halt mit dem Desktop Browser. Schaut euch mal boinc.berkeley.edu mit dem Handy an: ich sehe da die Überschrift "Rechenkraft für die Wissenschaft", danach folgt ausschliesslich englischer Text (laut Transifex fehlen nur 6 Strings, die nicht übersetzt sind). Kein Menü ist sichtbar, über das ich mehr Informationen über Boinc oder die Projekte finden könnte. Ja, man findet mehr Informationen... irgendwo zwischen den News aus den BOINC Projekten und den eigenen News. Da bin ich als Nutzer doch sofort weg, wenn ich mich damit nicht auskenne...
Schlimm finde ich auch die vielen, harten Umbrüche, zwischen Wiki und Webseite. Das wirkt heutzutage alles wie sehr zusammengebastelt.
Ich verstehe ja, dass man da wahrscheinlich nicht viel Arbeit investieren möchte, aber dann sollte man einen statischen Webseitengenerator wie bspw. Hugo nehmen und die Seiten einfach in Markdown runterhacken und ins Repository packen. Dann kann man die Texte und das Layout "schnell" über einen Pull-Request anpassen und nach dem Merge sogar automatisch bauen und die Webseite aktualisieren lassen. Mit einem vernünftigem Template sieht das deutlich moderner aus, als die derzeitige Seite. Das gilt natürlich auch für die Projektseiten.

Und wie sieht es als neuer Nutzer aus? Da lande ich eigentlich gleich automatisch auf Science United (das wird ja auf der Berkeley Seite extra hervorgehoben). Wenn ich also nicht gerade direkt von einem Projekt komme, dann lande ich da. Der Link für den Client, um dann auch spezifisch Projekte auszuwählen, ist nur klein darunter zu sehen. Geht man dann darüber weiter, kommt man auf die Seite mit Virtualbox. In der deutschen Übersetzung ist das ein zusammengewürfeltes Deutsch / Englisch Gemisch - das schafft Vertrauen bei einem Programm, das man auf seinem Rechner installiert und das dann irgendwelche Berechnungen von anderen Menschen auf diesem System ausführt... Egal... da steht was davon, dass man die VirtualBox Version nehmen soll, um Projekte zu unterstützen, die das vorsehen - kein Wort darüber, welche das eigentlich sind, stattdessen kann man da auf "Mehr über VirtualBox erfahren" klicken, kommt jetzt auf eine englische Wiki Seite, die technische Infos zu VirtualBox zeigt, und da findet man dann auch in einem Absatz die Projekte, die VirtualBox benötigen (sind das wirklich alle oder ist die Liste da nicht gepflegt?).
Blöd finde ich auch, dass ausgerechnet das "BOINC in Retrospect" derzeit in den News ganz oben steht. Das klingt wie ein Abgesang und schreckt mMn momentan auch ab.

Wenn ich neu starten würde, würde ich heutzutage auch erwarten, dass ich meinen Client zentral steuern kann. D.h. ich würde erwarten, dass ich mich bei BOINC registrieren kann und danach auch meine Clients zu meinem Benutzerkonto hinzugefügt werden. Also genau so, wie bei BAM möglich ist, nur nicht erst im Client, sondern direkt auf der zentralen Webseite. Man könnte dann auch einen personalisierten Client herunterladen, der dann automatisch mit dem eigenen Konto verknüpft wird, sobald man ihn startet (ähnlich wie bspw. bei einem Balena Client oder einem Azure Build Agent). Besitzt ein Benutzer mehr als einen Client und möchte beide managen, muss er momentan gleich in die Untiefen von BOINC hinabsteigen und sich mit Dingen wie Boinc Account Managern und unterschiedliche Webseiten dazu beschäftigen.

Warum muss ich eigentlich einen Client installieren? Ich hatte ja schon oben etwas von einem Webworker geschrieben: warum nicht einfach auf einer Webseite BOINC integrieren? Nach der kurzen Frage, ob man in seinem Webbrowser an einem Projekt mitrechnen möchte, kann man dann im Browser am BOINC Netzwerk teilnehmen. Mittlerweile können viele Programmiersprachen nach WASM kompiliert werden, also warum dann nicht auch die vielen Webbenutzer mit "anzapfen"? Die Hürde wäre dann minimal... Voraussetzung wäre dann aber auch ein Login, damit man nicht anonym unterwegs ist. Im Local Storage des Browsers kann man durchaus auch genug Daten unterbringen, sodass man auch Checkpointing durchaus hinbekommen könnte...

Zu einer modernen Anwendung gehört für mich auch die Möglichkeit einen zentralen Login zu nutzen, d.h. ich würde einen OAuth / OpenId Connect Zugang erwarten, den ich dann auch bei allen anderen Projekten verwenden kann. Zusätzlich kann ich dann auch die Authentifizierung über GitHub, Google, Facebook, Microsoft, etc. gleich mit verwenden. So kann ein neuer Benutzer schnell einen Zugang erstellen und er kann diesen Zugang dann auch bei den Projekten verwenden - sogar ohne dass die Projekte die Benutzerdaten verwalten müssen. Das Forum kann man natürlich damit auch nutzen. Zwei-Faktor Authentifizierung gehört für mich ebenfalls zum Standard.

So, ich höre hier einfach mal auf, sonst schreibe ich in zwei Tagen noch ;-). Für mich sind insgesamt die Einstiegshürden zu hoch und die ganze Software zu altbacken. Sowohl für die Benutzer als auch für die Entwickler. Vor 20 Jahren konnte man da sicherlich eine höhere Schmerzgrenze voraussetzen, heutzutage nehme ich aber das Tool, mit dem ich am schnellsten ans Ziel komme und mich am wenigsten um die Infrastruktur kümmern muss.

Sorry für den langen Text, statt 2 Cent sind es eher 2 Euro geworden ;-).

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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#10 Ungelesener Beitrag von yoyo » 03.07.2022 08:44

Danke für Deinen ausführlichen Kommentar!
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#11 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 03.07.2022 10:12

@Octoate: Sehr schöne Analyse - vor allem auch, da Du nicht nur Mängel beschreibst, sondern auch Lösungen vorschlägst. Von mir aus darfst Du gern noch zwei Tage weiter schreiben und hoffentlich klinken sich noch ein paar Leute in die Diskussion / Vorschläge ein. :wink:

Ich hatte gestern über unseren Twitter-Account ein längeres Gespräch mit Vitalii Koshura, den ich probiert habe, bei uns zur Mitarbeit zu motivieren - unser Kernproblem ist ja leider immer der Mangel an "Man"power. Er ist schon viele Jahre bei BOINC dabei und es wird demnächst mit ihm und David Anderson ein kleines Videomeeting geben. Dort möchte ich gern meine Vorstellungen, bzw. die, die ihr ihr reinpackt, einbringen. Im Kern soll es natürlich darum gehen, Davids eher frustrierende Zukunftsvision nicht wahr werden zu lassen, d.h. zu überlegen, wie es weiter gehen kann.

Michael.
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Re: Übersichtsartikel zur BOINC-Historie

#12 Ungelesener Beitrag von Jürgen » 04.07.2022 21:10

Boinc...

Ich habe jetzt den Text übersetzt und druchgelesen und in den vergangenen ca. 3 Tagen Ideen und Vorgschläge gesammelt und erst einmal offline festgehalten.

Bisher dachte ich, daß Boinc an der Universität Berkley von einer Projektgruppe/Fachbereich oder mehreren Mitbarbeitern betreut wurde. Daß da aber (fast) nur eine Person (David) dran arbeitet, hat mich doch schon ziemlich erstaunt. Garnicht davon zu reden, wenn diese Person ausfällt (will jetzt nichts schlimmes vermuten), aber er ist ja auch schon über 60 und wird wohl bald in Rente gehen. Ich weiß nicht, wie das in den USA und bei ihm speziell geregelt ist, aber in etwa 5 Jahren wird er wohl das Unileben (und damit auch Boinc) hinter sich lassen und in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Bis dahin sollte irgendwie eine Projektübergabe erfolgen, damit das ganze Wissen über Boinc weitergegeben werden kann. Nicht wie aktuell beim FB (Anm: 2.7.2022), wo gerade ein Sprint läuft, aber noch nicht einmal das Projekt für diesen Sprint bekannt gegeben worden ist, weil sich aktuell keiner verantwortlich zeigt.

Auch finde ich Daves Durchhaltevermögen bemerkenswert. Mehrfach war es so, daß man an ihn herangetreten ist, weil man ein Projekt auf Boinc-Basis hochziehen wollte, Teilweise wurde für genau dieses eine Projekt in Boinc speziell etwas programmiert, und als es dann soweit war, hat man einen Rückzieher gemacht. Ich hätte da wahrscheinlich schon das Handtuch geworfen.

Zu Boinc selbst
Serverseite:
Hier sind anscheinend zu hohe Hürden, ein Projekt überhaupt ans Laufen zu kriegen. Im Idealfall sollte man sich mit Boinc selbst garnicht beschäftigen müssen sondern ledeiglich die konkrete Anwendung für das Projekt selbst erstellen müssen (die es idR. nicht von der Stange geben kann). Evtl. wäre hier ein Docker-Ansatz eine Möglichkeit (kenne mich selbst allerdings nicht damit aus).
Oder ein Ansatz ähnlich wie ein "Wamp" (Windoof, Apache, Mysql, Php), um schnell eine Umgebung zur Webentwicklung zu erhalten. XAMPP ist zB ein betannter Vertreter (https://de.wikipedia.org/wiki/XAMPP). Da mußte ich nur ein Programm installieren und hatte unter einer kleinen grafischen Anwendung alles unter Kontrolle und mußte nicht nicht großartig um Details kümmern, funktionierte einfach und konnte mich sofort mit Webseiten oder in PHP versuchen.
Möglicherweise müssen auch Hürden überwunden werden in der Art ("Das Läuft ja auf irgendwelchen Gurken zuhause, kann das vertrausenswürdig sein?"). Es sollten also irgendwelche Qualitäts und Sicherheitslevel definiert werden, damit zB durch einen übertakteten und dadurch "spinnenden" Rechner die fehlerhaften Ergebnisse sicher erkannt werden. Hier sollte, wenn möglich, Boinc selbst schon Mechanismen mitbringen.
Auch der Datenschutz muß berücksichtrigt werden.

Clientseite
Ein Punkt ist, daß die Beteiligung primär auf freiwilliger Basis passiert. Außer der Tatsache eines guten Gewissens ("Ich habe möglicherweise den entscheidenen Part berechnet, damit ein neues Medikament gefunden wird") und Badges bei einigen Projekten kommt da eigentlich nichts 'rüber.
In meinen Hintergedanken sehe ich da erst einmal den Stromverbrauch, der geschätzt 200€ pro Jahr/Rechner ausmacht, wenn der permanent zum Rechnen an ist. Aktuell versuche ich das Laufen des Rechners mit der Stromerzeugung durch die Photovoltaikanlage zu synchronisieren. Die GPU ist allerdings schon seit längerer Zeit inaktiv, da sich sonst mein Arbeitszimmer zu sehr aufheitzt (ist ein Dachzimmer, da ist es im Sommer auch ohne Rechner schon warm genug).
Auch aufgrund steigender Energiekosten überlegen sich wohl viele zweimal, ob sie mitmachen sollen. Meine längere Pause (von ca. 2003 bis 2020) beruhte auf genau diesen Punkten.

Werbung
Es sollten Werbekanäle genutzt werden, um auf verteiltes Rechnen bzw Boinc aufmerksam zu machen. ZB. könnte jeder auf seiner Homepage (wenn vorhanden) einen Link zu Boinc setzen. Auch könnten/sollten Social Media-Wege genutzt werden (was da möglich ist, kann ich allerdings nicht sagen, besitze nicht einmal ein Handy und mache um Facebook & Co einen großen Bogen).
Ich persönlich bin über einen Bericht in der Computerzeitschrift C't und fast zeitgleich einem Beitrag auf der Webpräsenz des Fernsehsenderns n-tv auf DC wieder aufmerksam geworden. Beide Berichte behandelten allerdings Folding@home im Zuzsammenhang mit Corona, als das gerade losging. Weil ich F@H aber auf meinem (Linux)-Rechner nicht ans Laufen bekam, bin ich bei Boinc gelandet.
Aprpos F@H: David schreibt in seinem Bericht, daß die kaum einen Mitgliederschwund haben. Evtl. kann man da Ansätze/Anreize finden, was die anders machen und das auch für Boinc übernehmen.

(meine) Änderungsvorschläge
möglicherweise sind einige Punkte durch entspr. Konfigurationsdateien schon möglich, bin da nicht so tief im Thema.

Bevor etwas verbessert werden kann, sollte zunächst genau analysiert werden, wo es hakt. ZB. könnte man (bei einigen) der von David erwähnten gescheiterten Projekte nachhaken, warum die einen Rückzieher gemacht haben um dann diese Punkte zu verändern. Oder eine Umfrage unter den Boinc-Nutzern (alle, nicht nur rechenkraft) starten, was ihnen an Boinc nicht gefällt und was verändert werden sollte.
  • deutliche Vereinfachung, um ein neues Projekt aufzetzen zu können, zB durch einen Docker-Ansatz (s.o.).
  • (finanzielle) Belohnung für die Teilnahme
    • eine Art Jackpot/Lotterie (ähnlich wie bei Gimps für die Findung der nächsten Top-Prinmzahl)
    • (Einkaufs-)Gutschein, für xxx gerechnete Punkte
    • ??
    Projektübergreifend
    Problem dabei ist aber, daß sich jemand finden muß, der das finanziert
  • in Boinc selbst sollte mehr zentralisiert möglich sein
    • eine Seite mit dem Serverstatus aller Projekte. Wenn ich ein neues Projekt beginnen/weiterrechnen möchte, ist die erste Frage, ob das Prj überhaupt Arbeit hat. Momentan bedeutet das, ich muß mich bei jedem Projekt zum "Server Status" durchklicken, um die Information zu bekommen.
    • eine zentrale Verwaltung der Clients (entweder durch eine Webseite oder lokales Programm). Alle Funktionen des Boinc-Managers sollten daüber möglich sein, auch wenn der Rechner nicht direkt per Ip zu erreichen ist (nicht im lokalem Netz).
    • die Möglichkeit schaffen, zwei oder mehr Projekte innerhalb einer Boinc-Instanz gleichzeitig laufen zu lassen (zB Prj1 30%, Prj2, 20% und Prj3 50%). Hintergund ist, daß speicherfressende Projekte (zB CPDN) nur ein paar Kerne nutzen und der Rest dann durch genügsamere Projekte belecht wird. Alle Kerne gleichzeitig mit CPDN ist nicht möglich, dafür reicht der RAM nicht.
  • eine feinere Aufteilung der Berechnungseinstellungen, zB Unterscheidung Tag/Nacht vor dem Hintergrund der Stromerzeugung durch eine PV-Anlage (also tagsüber, wenn die Sonne scheint 100%, nachts 30% osä.). Idealerweise kann das von außen gesteuert werden (zB. über eine Konfigurationsdatei ähnelich einer "app_config.xml"), die dann durch den Boinc-Client automatisch 1* pro min ausgewertet wird.
  • externes Forum verwenden. Wie David schrieb, hat er wohl einige Zeit für ein integriertes Forum aufgewendet. Ich frage ich aber, warum? Es gibt doch genug frei verfügbare Forensoftware, die wohl auch deutlich mehr können als das in Boinc integrierte. Evtl. müssen Schnittstellen angepasst werden, wenn Boinc selbst automatisiert ins Forum schreiben will.
  • weitere Clients erschießen, ich denke da vorallem an IoT-Geräte (Smart-TV, Router, NAS, ...), wo die meisten inzwischen eine ARM-basierte Hardware mit einem mehr oder weniger angepasstem Android oder Linux laufen haben. Ich glaube, für Router mit OpenWRT ist da schon was vorhanden. Interessant fand ich auch die Möglichkeit, Autos dafür einzusetzen, wie es David in seinem Bericht schon erwähnte.
Jürgen
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Der Computer ist ein Hilfsmittel zum Lösen von Problemen, die man ohne ihn gar nicht erst hat!
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