Ich sehe den Ansatz von David ebenfalls als problematisch an und zwar in vielerlei Hinsicht. Auch ist es ein (möglicher) Einstieg in eine Kommerzialisierung, bei der ich als eigentlicher Ressourcenbereitsteller im Dunkeln gelassen werde darüber, wer da eigentlich in welcher Form Jobs auf meine Maschine schiebt. Also ein masives Transparenzproblem.
Ich kann einige von Davids Analysen durchaus nachvollziehen, jedoch zieht er aus meiner Sicht die falschen Schlüsse. Zum Einen ist gerade die Projektidentität neben dem wissenschaftlichen Inhalt IMMENS wichtig hinsichtlich der Userbetreuung. Ich sehe die Qualität der Userbetreuung als das wichtigste Merkmal eines guten DC-Projekts an. Wenn ich die eigentlichen Betreiber also gar nicht mehr identifizieren kann, wer ist dann mein Ansprechpartner bei Problemen?
Es soll dort eine übergeordnete Organisation geben, die dann die Projekte verwaltet. Unter welchen Gesichtspunkten eigentlich?
Die NSF soll involviert sein - hallo? Ich bin nicht aus den USA und schere mich eher einen feuchten Sand um amerikanische Wissenschaftsförderinstitutionen., die gerade von der Trompete zusammengestrichen und beherrscht werden.
David spricht das korrekt analysierte Problem der zu geringen Verbreitung des DC-Ansatzes an. Wir haben die "Elfenbeinturmler" konkret angesprochen und können da Fakten liefern: Sie melden sich entweder gar nicht zurück (verlachen uns / nehmen uns nicht ernst) oder verstehen überhaupt nicht, worum es geht, bzw. leben nach dem Prinzip "war immer so, wird immer so bleiben" (HPC-Anmietung, Hochenergiephysik). Man kommt dieser Beratungsresistenz nur dadurch bei, dass die Förderinstitutionen diesen Leuten radikal die Mittel für HPC streichen. Und das aus gutem Grund: Dort wo ich wissenschaftliche Probleme mit einem DC-Ansatz lösen kann, ist die Beschaffung und der Unterhalt von HPC schlicht Steuergeldverschwendung. Zudem erwarte ich als Finanzierer (Staat, Steuerzahler), dass die Nutzer des Geldes gefälligst sauber und verständlich kommunizieren, was sie mit meinem Geld anstellen. Da ist DC wohl der beste Ansatz! Ich vertrete seit Jahr und Tag den Ansatz, das sämtliche staatlichen Rechner in einen BOINC-Verbund gehören, den Unis nach belieben ausfahren können. Was wir brauchen ist ein nationales Rechen-Grid, in das auch Laien ihre Kisten einbinden können.
Neben dieser Beratungsresistenz, steht der Sicherheitsaspekt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man den Leuten erzählen kann, was man will: Der Admin wird BOINC nie zulassen. Dieses Problem wird auch TBD (to be determined) kaum lösen. David hat dieses Kernproblem übrigens überhaupt nicht angesprochen, was zeigt, dass auch seine Problemanalyse bereits lückenhaft ist.
Es gibt noch säckeweise Kritikpunkte. Ich muss nun aber erstmal weg.
Michael.