Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

Grid-Computing, technische Entwicklung von Distributed Computing...
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Tom_unoduetre
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Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#1 Ungelesener Beitrag von Tom_unoduetre » 07.06.2017 08:42

News item von Dr. Anderson:
The National Science Foundation has funded a 3-year project by UC Berkeley, Purdue University, and Texas Advanced Computing Center to develop a new framework for BOINC-based volunteer computing, in which volunteers sign up for science goals rather than projects. Details are here.
http://boinc.berkeley.edu/dev/forum_thread.php?id=11647

Eine Erklärung vom Projekt TBD gibt es hier: http://boinc.berkeley.edu/tbd.php

So wie ich das verstehe möchte er weg vom Projekt-basierten Ansatz und hin zu einem Client der im Hintergrund wissenschaftliche Aufgaben nach eigenen Stichworten rechnet, also viel grober und überhaupt nicht mehr transparent. Er schreibt zwar der neue Ansatz beeinträchtigt nicht die jetzige Form von BOINC aber ich bin da skeptisch.

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Michael H.W. Weber
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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#2 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 07.06.2017 09:15

Ich kann hier jedem nur empfehlen, sich insbesondere den zweiten Link genauer anzuschauen, damit wir hier darüber sprechen können. Ich habe die Kommentare zum ersten Link schon durchgearbeitet und werde später noch zu beiden Diskussionsfäden etwas posten.

Michael.
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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#3 Ungelesener Beitrag von Kolossus » 07.06.2017 11:13

Gibt es da eine deutsche Übersetzung oder kann jemand den Inhalt grob umreißen, um was es da geht?
Gruß Harald

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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#4 Ungelesener Beitrag von yoyo » 07.06.2017 11:39

Man mag den neuen Ansatz mögen oder nicht. Aber Fakt ist nunmal, das VolunteerComputing nicht so eingeschlagen hat wie erhofft, also dass da Millionen von Leuten mitmachen und dass die Teilnehmerzahlen in den letzten Jahren leicht rückläufig ist. Daher halte ich einen anderen Ansatz als durchaus ausprobierenswert.

PS: Es geht darum dem bisherigen projektbasierten Ansatz (Teilnehmer wählt sich Projekte aus) einem mehr themenbezogenen Ansatz (Teilnehmer wählt sich ein Thema aus, z.B. Medizin, Astronomie, Deutschland, Primzahlen,...) daneben zu stellen, wo dann eine Art Account Manager ("TBD") die Steuerung übernimmt welche Projekte gerechnet werden. Außerdem soll Boinc als weiteres Backend hinter die in der Wissenschafft verbreiteten HighPerformanceCluster als weitere Rechen Ressource gesetzt werden.
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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#5 Ungelesener Beitrag von Nuke » 07.06.2017 12:20

Für mich trifft diese Aussage fast genau ins Schwarze:
To me it looks as a way to monetize the projects with the end user never really knowing what they are crunching and who they are crunching it for.
Ich unterstelle nicht, dass es darum geht, die zur Verfügung gestellte Rechenleistung zu vermarkten, sie zur Verfügung zu stellen, ohne jedoch zu wissen, was dort geschieht, halte ich für äußerst fragwürdig. Gerade der Punkt, dass ich mir ansehen kann, welches Projekt mich interessiert und ich dann speziell dieses unterstützen kann, ist für mich sehr entscheidend. Nicht zu vernachlässigen wären auch die stark unterschiedlichen Anforderungen der Projekte. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man das unter einen Hut bringen will.

Mir ist klar, dass rückläufige Nutzerzahlen kein Grund für Jubelrufe sind und das es richtig und wichtig ist, nach den Jahren, die Boinc schon läuft, das Konzept zu hinterfragen. Gab es dazu mal irgendwelche Nachforschungen? Ich meine, wenn ich nur mal Europa nehme: Da werde eine Menge Leute in den letzten Jahren "einfach nur" auf Grund der in den letzten Jahren gestiegenen Stromkosten aufgehört haben. Ich gehe mal davon aus, das diese Entwicklung nicht nur in Deutschland vorherrscht.

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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#6 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 07.06.2017 14:39

Ich sehe den Ansatz von David ebenfalls als problematisch an und zwar in vielerlei Hinsicht. Auch ist es ein (möglicher) Einstieg in eine Kommerzialisierung, bei der ich als eigentlicher Ressourcenbereitsteller im Dunkeln gelassen werde darüber, wer da eigentlich in welcher Form Jobs auf meine Maschine schiebt. Also ein masives Transparenzproblem.

Ich kann einige von Davids Analysen durchaus nachvollziehen, jedoch zieht er aus meiner Sicht die falschen Schlüsse. Zum Einen ist gerade die Projektidentität neben dem wissenschaftlichen Inhalt IMMENS wichtig hinsichtlich der Userbetreuung. Ich sehe die Qualität der Userbetreuung als das wichtigste Merkmal eines guten DC-Projekts an. Wenn ich die eigentlichen Betreiber also gar nicht mehr identifizieren kann, wer ist dann mein Ansprechpartner bei Problemen?

Es soll dort eine übergeordnete Organisation geben, die dann die Projekte verwaltet. Unter welchen Gesichtspunkten eigentlich?
Die NSF soll involviert sein - hallo? Ich bin nicht aus den USA und schere mich eher einen feuchten Sand um amerikanische Wissenschaftsförderinstitutionen., die gerade von der Trompete zusammengestrichen und beherrscht werden.

David spricht das korrekt analysierte Problem der zu geringen Verbreitung des DC-Ansatzes an. Wir haben die "Elfenbeinturmler" konkret angesprochen und können da Fakten liefern: Sie melden sich entweder gar nicht zurück (verlachen uns / nehmen uns nicht ernst) oder verstehen überhaupt nicht, worum es geht, bzw. leben nach dem Prinzip "war immer so, wird immer so bleiben" (HPC-Anmietung, Hochenergiephysik). Man kommt dieser Beratungsresistenz nur dadurch bei, dass die Förderinstitutionen diesen Leuten radikal die Mittel für HPC streichen. Und das aus gutem Grund: Dort wo ich wissenschaftliche Probleme mit einem DC-Ansatz lösen kann, ist die Beschaffung und der Unterhalt von HPC schlicht Steuergeldverschwendung. Zudem erwarte ich als Finanzierer (Staat, Steuerzahler), dass die Nutzer des Geldes gefälligst sauber und verständlich kommunizieren, was sie mit meinem Geld anstellen. Da ist DC wohl der beste Ansatz! Ich vertrete seit Jahr und Tag den Ansatz, das sämtliche staatlichen Rechner in einen BOINC-Verbund gehören, den Unis nach belieben ausfahren können. Was wir brauchen ist ein nationales Rechen-Grid, in das auch Laien ihre Kisten einbinden können.

Neben dieser Beratungsresistenz, steht der Sicherheitsaspekt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man den Leuten erzählen kann, was man will: Der Admin wird BOINC nie zulassen. Dieses Problem wird auch TBD (to be determined) kaum lösen. David hat dieses Kernproblem übrigens überhaupt nicht angesprochen, was zeigt, dass auch seine Problemanalyse bereits lückenhaft ist.

Es gibt noch säckeweise Kritikpunkte. Ich muss nun aber erstmal weg. :wink:

Michael.
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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#7 Ungelesener Beitrag von compalex » 07.06.2017 21:31

Es gibt 2 Arten von DC Unterstützern.

Der eine Möchte ein spezielles Projekt unterstützen. (z.b. Yeti@Atlas)
Und der andere aus Spaß an race/stats/oder Systemleistung (z.b. me)

und beides soll damit gebremst, unübersichtlich oder unmöglich gemacht werden?

Das wird nur zu DC Boykott führen.

Was ist mit Races und die freie Entscheidung, welches Projekt oder sogar Subprojekt.

Dann steige ich zu FAH um, denn ich entscheide selber was und wann läuft.

Der Rückgang an unsern liegt meiner Meinung nach, dass immer weniger Leute sich eine PC anschaffen sonder eher einen mini läpi oder tab. Was aber halb so wild ist den der Rückgang an unsern hat nicht zur Folge das weniger Rechenleistung zu Verfügung steht, den die PC werden leistungsstärker und effizienter.

Wenn ein Projekt mehr Aufmerksamkeit möchte, sollten sie die Leute mit Infos, Werbevideos und GPU Unterstützung vorantreiben.
Gruß, Alex

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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#8 Ungelesener Beitrag von gemini8 » 07.06.2017 22:00

Es soll nichts unmöglich gemacht werden. BOINC an sich soll weiterlaufen, und die vorhandenen Projekte werden es sicherlich nicht über Bord werfen, gerade wenn sie wie WCG oder PrimeGrid viel in ihre Unterprojekte investiert haben.
Möglicherweise fahren einige zweigleisig; wenn es für sie aber einfacher sein sollte, die neue Plattform zu nutzen, kann es gut passieren, daß sie umsteigen.

Für mich persönlich bleibt BOINC trotzdem die attraktivere Variante, wegen (alles schon gesagt worden), und deshalb werde ich natürlich weiterhin auf BOINC setzen.

GPU-Unterstützung ist bei vielen Projekten aufgrund der Art von Anwendungen, die sie benötigen, nicht sinnvoll. Oder wegen Personalmangels nicht hinzubekommen.
Dasselbe gilt für die Unterstützung sämtlicher verfügbarer Betriebssysteme.
Gruß, Jens
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Re: Die Zukunft von BOINC bzw. Projekt "TBD"

#9 Ungelesener Beitrag von Merowig » 08.06.2017 13:09

Mir schmeckt das gar nicht und das ist auch nicht transparent.
Ich halte mich fuer einen muendigen Buerger und werde weiterhin die Projekte mir selbst anschauen, an denen ich teilnehmen will. Ich sehe kein ueberzeugendes Argument, warum jemand anderes ueber die Projekte letztendlich darueber entscheidet.
Wie Michael ausgefuehrt hat, werden die Kernprobleme nicht wirklich angegangen.
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