Arbeitslosigkeit

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Michael H.W. Weber
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Arbeitslosigkeit

#1 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 03.02.2003 19:46

Ich finde es recht interessant, daß beim Thema Arbeitslosigkeit anscheinend übersehen wird, daß die Hauptursache das schlichte FEHLEN von Stellen ist. Da wird gar nicht angesetzt. Stattdessen glaubt man, mit Reduktion von Sozialleistungen die Arbeitslosenzahlen reduzieren zu können. Wo sollen die denn bitte hingehen, wenn keine Stellen frei sind?
Meiner Meinung nach ist es an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, ob man nicht in einigen Berufsbereichen eine 4-Tage-Woche einführen sollte. Und zwar bei entsprechend geringerer Lohnzahlung. Da würden einige Menschen auch mal etwas mehr Zeit für sich haben und nicht das übliche Wochenenddasein führen müssen. Ich könnte mir vorstellen, daß dadurch einiges an Lebensqualität trotz geringerem Lohn gewonnen werden könnte.

Michael.
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Thorm[bd]
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Re: Arbeitslosikeit

#2 Ungelesener Beitrag von Thorm[bd] » 03.02.2003 19:56

Michael H.W. Weber hat geschrieben:Ich finde es recht interessant, daß beim Thema Arbeitslosigkeit anscheinend übersehen wird, daß die Hauptursache das schlichte FEHLEN von Stellen ist. Da wird gar nicht angesetzt. Stattdessen glaubt man, mit Reduktion von Sozialleistungen die Arbeitslosenzahlen reduzieren zu können. Wo sollen die denn bitte hingehen, wenn keine Stellen frei sind?
Michael.
Nun, man ist der Ansicht, dass durch das Reduzieren der Sozialleistungen die Aufwendungen für unser Sozialsystem sinken können. Dies bedeutet zum einen, das der Faktor Arbeit billiger wird. Anstatt nun einen Arbeiter Überstunden kloppen zu lassen, lohnt es sich so vielleicht wieder einen Zweiten einzustellen.

Zum anderen haben die Arbeitnehmer ebenfalls mehr in der Tasche, was sie in die Wirtschaft stecken und damit den Konsum ankurbeln. Dies führt aufgrund der höheren Nachfrage zu Neueinstellungen. Soweit die Theorie.

Das Problem ist oft nur, das die Firmen lieber ihre Gewinne erhöhen, um den verdammten Shareholder Value zu steigern und die Arbeitnehmer in unsicheren Zeiten das Geld lieber zur Seite legen.
Also ein Wundermittel ist das ganze vielleicht nicht, aber sicher ein Teil des Weges.
Über das Thema Sozialumbau, Gesundheitsreform, Entschlackung der Bürokratie, Abbau von Subventionen etc. kann man sich einen Wolf schreiben. Aber eines gilt für alle Themen, egal was man anfasst, irgendwem muss man wehtun. Aber die Lobbyisten sind in Deutschland viel zu stark und die Politiker zu feige, um etwas durchzusetzen. Daher glaube ich, das erstmal nicht viel ernsthaftes passieren wird.
Dazu muss es uns wohl noch deutlich schlechter gehen.

Gruß
Thorm
Von allen Dingen die mir verloren gegangen,
hab ich an meisten an meinem Verstand gehangen.

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Pascal

#3 Ungelesener Beitrag von Pascal » 03.02.2003 20:08

Ich sehe da leider nur einen Ausweg

Auswandern! :evil2:

Kari

Auswandern!

#4 Ungelesener Beitrag von Kari » 03.02.2003 22:12

Pascal hat geschrieben:Ich sehe da leider nur einen Ausweg

Auswandern! :evil2:
Aber wo???

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M. Franckenstein
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#5 Ungelesener Beitrag von M. Franckenstein » 04.02.2003 00:45

in ein land wo man unsere arbeit braucht ....

z.B. Ziegenhirt in Griechenland oder
Anästhesist in der Patologie im Nachtdienst

oder oder oder

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Michael H.W. Weber
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#6 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 04.02.2003 06:52

Arbeitslosigkeit kostet extrem viel Geld. Geld, daß von Arbeitenden erwirtschaftet wird. Wenn man also die Zahl der Arbeitslosen durch den von mir oben gemachten Vorschlag reduziert, spart man diese Kosten komplett ein und mehr Geld steht effektiv für die Volkswirtschaft zur Verfügung, oder? Die Arbeitgeber zahlen unter den genannten Bedingungen ja nicht wesentlich mehr, aber mehr Leute zahlen wieder in die Sozialsysteme ein und weniger nutzen sie aus. Klingt für mich plausibel. Man könnte eine 4-Tage Woche ja auch auf freiwilliger Basis anbieten. Wäre mal interessant zu sehen, wie das Interesse so vorhanden ist. Ich kenne jedenfalls genug Leute, die das interessieren würde. :D

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bluumi @ work

#7 Ungelesener Beitrag von bluumi @ work » 04.02.2003 11:58

Nun gut, gehen wir mal davon aus, dass alle 4 Tage in der Woche Arbeiten.... Im Dienstleistungssektor könnte man SA und SO auch noch arbeiten... Aber viele andere währen "Springer" ... d.h. sie müssten über da, wo einer nur 4 von 5 Tagen arbeitet den einen Tag arbeiten. Oder verstehe ich dich falsch?
Wenn nun einer einen Job macht, der aus vielen Task's besteht, so geht das locker... auch kann man wohl jemanden locker an Fliesbänder hängen. Aber gewisse Jobs ist es extrem schwer dauernd und jeden Tag wo anders zu job'en
Oder würden bei Deiner 4 Tage Varianten alle dauernd Rotieren und täglich oder so Ihren Arbeitsort wechseln... so im Stil... Jeder arbeitet 2 Tage bei A, und 2 Tage bei B und nächste Woche 2 Tage bei C und so weiter????

Sorry, ich hätte etwas Mühe mit einer 4 Tage Woche ... auch wenn ich mich über den einen Tag freuen würde....
Momentan arbeite ich etwa eine 6 Tage Woche ... (überzeit) und könnte mir schon gut vorstellen einen Teil meines Jobs abzugeben.. (Har Har)
Trotzdem .... :evil2:

Ich weiss nicht wie einfach es ist die 4 TageWoche zu realisieren.. :-?

Gruss

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Michael H.W. Weber
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#8 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 04.02.2003 13:29

Man könnte sich ja auch vorstellen, daß man zwar 5 Tage die Woche arbeitet und zwar 4 Wochen lang und dann eine Woche am Stück frei hat. :smoking: Ich denke schon, daß sich so manches organisieren ließe. Und sicherlich geht es nicht bei allen Jobs. :roll:

Michael.
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mwannema

#9 Ungelesener Beitrag von mwannema » 04.02.2003 13:47

die theorie ist interessant.

vielleicht mag das auch bei den meisten jobs gehen. jedoch glaube ich nicht das die mehrheit der bevölkerung sich auf eine anteilige lohnerniedrigung ( 20% = 1 tag ) zumuten lassen würde.

zumahl ich für meinen teil es mir nicht leisten könnte auf 20% netto zu verzichten, auch wenn mir eine 4 tage woche sehr sympatisch währe.
ok über kurz oder lang schon, jedoch nicht von heute auf morgen.
( lassen wir mal arbeitslosigkeit mit 40% netto verlust mal aussen vor )

ok nehmen wir an das ich mich nebenher selbständig mache, jedoch habe ich doch dann auch wieder eine 5 - 6 tage woche, aber kann ich dadurch das gehalt sichern um z.b. familie oder so zu versorgen ? bei den verdienern grössenordnung 50.000? und mehr kann ich mir das gut vorstellen das genug von netto übrigbleibt.
was ist jedoch mit denen die ca. nur 20.000? verdienen, da sind 20% nen haufen geld.

oder bin ich grad im dunklen wald :worry: ?

gruss
manuel

bluumi @ work

#10 Ungelesener Beitrag von bluumi @ work » 04.02.2003 16:37

Michael H.W. Weber hat geschrieben: zwar 5 Tage die Woche arbeitet und zwar 4 Wochen lang und dann eine Woche am Stück frei hat.
Echt verführerisch :-)
Aber da ich an einer Schule arbeite habe ich ja so oder so schon viele Ferien :evil2: / So zumindest das hartnäckige Gerücht :wink:

Aber wie mwannema schreibt:
mwannema hat geschrieben:anteilige lohnerniedrigung ( 20% = 1 tag ) zumuten. nebenher selbständig mache 5 - 6 tage woche dadurch das gehalt sichern
Nun, :wink:
Damit würdest Du ja 2 Jobs machen, und somit wiederum jemandem den "job wegnehmen" ... Aber ist schon so... 20% Gehaltverlust ist massiv.... Aber durch die senkung der Lohnkosten und vorallem der Arbeitslosen und dadurch der Sozialkosten... könnten die Steuern runtergehen und damit vielleicht die Kosten für Wohnung bis Lebensmittel und Versicherungen um sagen wir mal 10%... so würden die 20% Verlust beim Lohn nicht mehr so schwer ins Gewicht fallen...

Und die, welche dann immernoch 100% oder mehr krüppeln könnten bei weniger Ausgaben mehr für Ihr Geld bekommen...

Aber eben... "Selbständikeit", auch 100%ige, kann verdammt gefährlich sein.... Anderseits :evil2: währen alle selbständig(er) könnten die Kosten der Arbeitslosenversicherung gesenkt werden, da ja keiner mehr bei Arbeitslosigkeit gleich bezahlt würde.... jedoch würde das andere SozialeNetzwerk diese auffangen müssen, falls keine (selbständige) Arbeit vorhanden ist.

Aber vielleicht würden noch einige witzige Ideen entstehen, wenn die Arbeitslosigkeit weniger gut bezahlt würde :wink: ?
Vielleicht würden einige versuchen Ihre Arbeitskraft dazu zu gebrauchen wieder körperlicher zu arbeiten... Anderseits könnten diese Arbeiter zu dumpingpreisen eingesetzt werden, und so den wert der Arbeit senken... und so auch wiederum den Markt zerstören....

Man, jede SimCity Simmulation ist halt einfacher als das wirkliche Leben :cry2:

Gruss

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Michael H.W. Weber
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#11 Ungelesener Beitrag von Michael H.W. Weber » 04.02.2003 17:50

Wie ich oben schon sagte, läßt sich das sicherlich nicht für JEDEN Job realisieren. Ich finde es nur seltsam, daß man über solche Modelle - und dies ist ja bloß "aus der Hüfte geschossen" - kaum nachdenkt.
Wenn ich als wissenschaftl. Mitarbeiter einer Uni monatlich ca. 1000 Euro netto nach Hause trage und davon ausgehe, daß ich nach Abschluß der Promotion ein weitaus höheres Gehalt bekomme, könnte ich mich mit einer 4-Tage-Woche bei entsprechend niedrigerem Lohn durchaus anfreunden. Man würde vor allem auch mehr Zeit haben, sich auf privaten Interessen weiterzubilden/zu engagieren. Wer weiß, wie viele dadurch später umsteigen und ihr Hobby zum Beruf oder wenigstens Zusatzverdienst ausbauen können?

Was die derzeitige Höhe des Arbeitslosengeldes und evt. "motivierende" Reduktion von Sozialleistungen betrifft - ich fürchte, plötzlich nur noch ca. 60% deines früheren Einkommens zu bekommen, ist schon recht hart. Da kann so mancher gleich seinen Wagen abmelden bzw. sich eine günstigere Wohnung suchen. :worry: Mal drüber nachdenken, was ihr euch bei nur noch 60% Lohn weiterhin leisten könntet...

Michael.
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Kaede
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#12 Ungelesener Beitrag von Kaede » 04.02.2003 19:23

Allein beim Rentenbeitrag könnte man eine Menge "sparen". Es gibt genug Leistungen der Rentenkasse, die so keine Daseinsberechtigung mehr haben. Leider ist Sozialrecht immer ein Spielball der Politik. Ich erinnere mich noch sehr genau an H.Kohl, was er den Rentnern immer alles versprochen und auch gehalten hat - Ergebnis: viele Rentner haben ihn gewählt. Wer jetzt da ran will hat in dieser Zielgruppe ja quasie die nächtse Wahl schon verloren - Politiker sind ja nix anderes als Stimmenmaximierer.

Ich würde z.B. die Witwen/er Rente stufenweise abschaffen. Ursprünglich entsprach diese Absicherung ja dem "bayrischen" Modell: Mann arbeitet, Frau macht Haushalt. Konnte also keinen eigenen Rentenanspruch erwerben und bei Tod des Ernährers, war diese dann abgesichert. Aber dieses Gesellschaftsbild hat sich doch total gewandelt. Frau arbeitet heute selber und hat ihren eigenen Rentenanspruch.

Zuerst also Verringerung der Freibeträge bei der Anrechnung von Witwenrente auf eigene Rente bis zur späteren totalen Verrechnung (=Abschaffung). Sollte jemand durch die "Roste" fallen gibts ja immer noch die Grundsicherung seit 1.1.2003.

Das größte übel überhaupt ist das sogenannte Fremdrentengesetz (FRG) - boah da bekomm ich echt hass. Ob das Beispiel jetzt polemisch ist oder nicht ist mir egal stellt aber eine grosse Gruppe insbesondere seit 1990 dar. Unsere lieben Russlanddeutschen haben z.B. in Russland gearbeitet und dort in die damalige Alterssicherung eingezahlt. Die sind jetzt nach Deutschland gekommen und sind nach dem Bundesvertriebenengesetz als Deutsche anerkannt worden - dazu muss man sich mal die Tatbestände die dort aufgeführt sind auf der Zunge zergehen lassen - stichwort "heim ins reich". Nach dem FRG werden die Zeiten in Russland jetzt deutschen Beitragszeiten gleichgestellt und entsprechend dem FRG bewertet. Kurz gesagt: man bekommt eine Rente ohne jemals in die deutsche Rentenkasse eingezahlt zu haben.

Und das finde ich unter dem Hintergrund, dass die Arbeitnehmer selbst etwas für ihre Altersicherung tun sollen, weil die staatliche nicht mehr ausreicht eine unverschähmtheit. Das hat überhaupt nichts mit Neid zu tun - an dieser stelle wird ja oft dieses Totschlagargument benutzt. Und hier geht es nicht um ein paar cent.

Das größte Hindernis für Reformen ist die Politik selbst. Niemand will keinem wehtun, weils ja die nötigen Wählerstimmten sein könnten...

Ich denke ich hab genug Einblick in unser Sozialsystem um festzustellen, dass die Verstrickungen und Einflüsse von Lobbyvereinen nicht mehr auseinandergenommen werden können - die Karre ist im Dreck und kommt da auch nicht mehr raus, weil der Wille zu ECHTEN Reformen einfach fehlt. In der Krankenversicherung würde ich z.b erstmal die Kassenärztliche Vereinigung abschaffen - das wäre ein riesen Schritt zur Kostentransparenz! Aber wir haben ja das System der Selbstverwaltung...

so, jetzt gehts mir wieder besser :smoking:
Möge die Rechenkraft mit Dir sein

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