Um die Jahrhundertwende gab es in Berlin eine Milchverkäuferin der
Firma Bolle, Anna Schnasing, deren Rechenfertigkeit der deutschen
Sprache den Begriff "Milchmädchenrechnung" bescherte: Sie beherrschte
die Multiplikation zwischen fünf und zehn (den damals normalen
Bereich der Rechnung über Milch und Milchprodukte) so perfekt, daß
die Hausfrauen mit dem Nachrechnen nicht folgen konnten. Das geniale
Milchmädchen maß den Multiplikanden an den Fingern der linken Hand,
den Multiplikator an der rechten, addierte dann, was links und rechts
über fünf hinausging, hängte der Summe eine Null an, multiplizierte
die noch unberücksichtigten Finger miteinander und addierte das
Ergebnis zur Zehnerzahl. Zum Beispiel 9 mal 8: über 5 (links) 4, plus
(rechts) 3, zusammen also 7. Sieben Zehner. Zur 5 fehlten (links) 1
und rechts 2, multipliziert miteiander gleich 2. Diese 2 als Einer zu
den sieben Zehnern gefügt ergibt 72. Ein Privatdozent der Mathematik,
der seine Milch täglich am Bolle-Wagen einkaufen mußte, bewies mit a
und b die Gültigkeit der algebraischen Manipulation der hellen Anna
Schnasing aus Berlin.
Das patente Mädchen brauchte das 1x1 nur für 2, 3 und 4 zu können
(1 und 5 sein mal einfache Spezialfälle). Ihre Rechnung stimmt übrigens:
((x-5) + (y-5))*10 - (10-x)(10-y)
= 10x -50 + 10y -50 - 100 - 10x - 10y + xy
= xy
Viel Spaß beim Fingerabzählen!
Wünscht Wurmi
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