Vollständiger Artikel: http://www.heise.de/tp/news/Demenz-Kein ... 66458.htmlNach diversen Flops droht sich die pharmazeutische Industrie aus der Entwicklung von Anti-Dementiva zurückzuziehen
Die Zahlen variieren, sie sind gleichwohl alarmierend. Bis 2050 sollen nach Schätzungen der UN weltweit 135 Millionen Menschen an Alzheimer oder einer anderen Demenzform erkrankt sein. Die Schicksale sind mit hohen Kosten verbunden, der Versicherungsbranche schwant böses. Ein nun vom "World Innovation Summit for Health" (Wish) veröffentlichter Report weist darauf hin, dass trotz der Fortschritte in der Ursachenanalyse der Demenz eine Heilung der Krankheit nicht in Aussicht steht. Mehr noch: Die pharmazeutische Industrie droht sich aufgrund diverser Fehlschläge aus der der Entwicklung neuer Medikamente zurückzuziehen.
Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Welt verbessern bringt halt kein schnelles Geld ...
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Eine Medikamentenzulassung kostet (inkl. der notwendigen Studien) im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich und dauern i.d.R. 5-10 Jahre, auch gescheiterte Medikamente verursachen noch enorme Kosten (je später sie scheitern, desto teurer). Die mit weitem Abstand meisten Zulassungsprozesse scheitern. Das hier im Raum stehende unternehmerische Risiko ist nicht zu verachten, "kein schnelles Geld" ist da leicht untertrieben.Dj Ninja hat geschrieben:Welt verbessern bringt halt kein schnelles Geld ...
Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Mir ist schon klar, daß das teuer ist. Allerdings nehmen die Pharma-Riesen auch genug ein. Privat versicherte wissen, wovon ich rede. Plus den einen oder anderen "unternehmerischen Schachzug" nenne ich es mal sehr diplomatisch in einer Branche, die eigentlich eine gewisse Verantwortung und viel Vertrauen hat führt das dazu, daß ich Pharmakonzerne nicht gerade mag.
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Ich sah vor einigen Jahren eine Reportage über ein Forscherehepaar (in Berlin?), die erfolgreiche Medikamente gegen Alzheimer in einem Mausmodell entwickelt hatten. Die Stoffe waren nichts Neues, d.h. angeblich unpatentierbar. Dort wurde argumentiert, man habe die Industrie angesprochen, es bestünde aber kein Interesse angesichts der Patentsituation.Dennis Kautz hat geschrieben:Eine Medikamentenzulassung kostet (inkl. der notwendigen Studien) im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich und dauern i.d.R. 5-10 Jahre, auch gescheiterte Medikamente verursachen noch enorme Kosten (je später sie scheitern, desto teurer). Die mit weitem Abstand meisten Zulassungsprozesse scheitern. Das hier im Raum stehende unternehmerische Risiko ist nicht zu verachten...
Ich lasse es mal so stehen.
Michael.
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
ich stimme dem zu ...Dj Ninja hat geschrieben:Welt verbessern bringt halt kein schnelles Geld ...
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Kann ich - rein wirtschaftlich betrachtet - durchaus nachvollziehen: der mit weitem Abstand größte Teil der Kosten einer Medikamentenzulassung fällt m.W. in den späteren Zulassungsphasen am Menschen an (ist ja auch logisch wegen der erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen und der mit ihnen einhergehenden Bürokratie). Ohne Patentierbarkeit hätten mögliche Wettbewerber die Zulassung aussitzen können und dann das Präparat selbst rausbringen können. Derjenige, der die Zulassung durchgeführt hätte, wäre der Doofe gewesen: sehr hohe Kosten für die Zulassung, die nicht mittels Patentschutz hereingeholt werden könnten und aufgrund der Absehbarkeit der Verluste hätten sogar rechtliche Probleme für die Verantwortlichen ins Haus stehen können. In solchen Fällen wie beschrieben ist die Situation so vertrackt, dass es IMHO Aufgabe des Staates wäre, die Zulassung zu finanzieren. Durch die indirekten Gewinne der besseren Gesundheitssituation der Bürger würde sich das im Erfolgsfall auch finanziell mehr als ammortisieren. Bei aller Sympathie für Patentfreiheit - im medizinischen Sektor will sie sehr, sehr gut überlegt sein.Michael H.W. Weber hat geschrieben:Ich sah vor einigen Jahren eine Reportage über ein Forscherehepaar (in Berlin?), die erfolgreiche Medikamente gegen Alzheimer in einem Mausmodell entwickelt hatten. Die Stoffe waren nichts Neues, d.h. angeblich unpatentierbar. Dort wurde argumentiert, man habe die Industrie angesprochen, es bestünde aber kein Interesse angesichts der Patentsituation.Dennis Kautz hat geschrieben:Eine Medikamentenzulassung kostet (inkl. der notwendigen Studien) im hohen dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich und dauern i.d.R. 5-10 Jahre, auch gescheiterte Medikamente verursachen noch enorme Kosten (je später sie scheitern, desto teurer). Die mit weitem Abstand meisten Zulassungsprozesse scheitern. Das hier im Raum stehende unternehmerische Risiko ist nicht zu verachten...
Ich lasse es mal so stehen.
Michael.
EDIT: Heutzutage wäre Crowdsourcing vielleicht noch eine Idee - bei dem Thema sollte doch ausreichendes Interesse vorhanden sein.
Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Mit anderen Worten jagt die Katze den eigenen Schwanz und es wird nichts wirklich passieren. Traurig, traurig.....
Gruß Harald
Meine Kommentare sind grundsätzlich nicht Chauvinistischer, Misogynischer, Xenophobischer, Homophobischer oder Religionfeindlicher Natur, sondern dienen lediglich der Konversation und repräsentieren ansonsten die schlichte, rheinische Denkungsweise.
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Ich denke, es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, das Problem anzugehen (bitte einen oder mehrere Favoriten wählen ):Kolossus hat geschrieben:Mit anderen Worten jagt die Katze den eigenen Schwanz und es wird nichts wirklich passieren. Traurig, traurig.....
- Staatliche Finanzierung
- Finanzierung durch gemeinnützige Organisationen / Personen
- Crowdfunding
- Patentierbarkeit sicherstellen
- Steuerliche Anreize
- Kostensenkungen im Zulassungsprozess (z.B. Bürokratieabbau und/oder grenzüberschreitende Zulassungen)
- Auch DC kann einen - wenn auch bescheidenen - Anteil leisten, indem es die Kosten der präklinischen Phasen senkt.
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Nein, die konsequente Schlussfolgerung ist aus meiner Sicht, dass Herstellung von und klinische Studien zu Arzneimitteln grundsätzlich neu geregelt werden sollten.
Auch die ursprüngliche Idee des Patents, nämlich der Schutz des Erfinders vor den großen Firmen scheint mir seit längerem zu einem Patent(un)wesen verkommen zu sein, das einer grundlegenden Reform bedarf. Es verhindert unter dem Strich den Fortschritt der gesamten Gesellschaft zugunsten der Bereicherung derjenigen, die schon ausreichend haben.
Ich könnte Dir nun stundenlang Beispiele aus meinem eigenen Forscherleben berichten, die das belegen. Spare es mir aber ab.
Man kann nur hoffen, dass sich durch die zunehmende Autonomisierung des Individums in Sachen kostengünstiger Hestellungsmethoden (Beispiel: 3D Drucker, aufkeimend: BioHacking, zukünftig kommend: Microfluidics) zusammen mit den neueren Crowdfundingmöglichkeiten langsam ein ernstzunehmender Gegenpol zur aktuellen Praxis etabliert.
Michael.
Auch die ursprüngliche Idee des Patents, nämlich der Schutz des Erfinders vor den großen Firmen scheint mir seit längerem zu einem Patent(un)wesen verkommen zu sein, das einer grundlegenden Reform bedarf. Es verhindert unter dem Strich den Fortschritt der gesamten Gesellschaft zugunsten der Bereicherung derjenigen, die schon ausreichend haben.
Ich könnte Dir nun stundenlang Beispiele aus meinem eigenen Forscherleben berichten, die das belegen. Spare es mir aber ab.
Man kann nur hoffen, dass sich durch die zunehmende Autonomisierung des Individums in Sachen kostengünstiger Hestellungsmethoden (Beispiel: 3D Drucker, aufkeimend: BioHacking, zukünftig kommend: Microfluidics) zusammen mit den neueren Crowdfundingmöglichkeiten langsam ein ernstzunehmender Gegenpol zur aktuellen Praxis etabliert.
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Da sind wir durchaus einer Meinung, die Frage ist nur, wie die Alternative aussehen soll - viele Vorgaben zu den klinischen Studien sind ja das Ergebnis des Contergan-Skandals. Andererseits ist zumindest nach meinem Gefühl der Prozess unendlich verbürokratisiert worden, hier ließe sich sicherlich deutlich effizienter arbeiten und Kosten sparen. Möglichst weltweit einheitliche Zulassungsstandards wären in auch wünschenswert, dann müsste man nicht für jede Jurisdiktion den ganzen Aufwand treiben.Michael H.W. Weber hat geschrieben:Nein, die konsequente Schlussfolgerung ist aus meiner Sicht, dass Herstellung von und klinische Studien zu Arzneimitteln grundsätzlich neu geregelt werden sollten.
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Re: Demenz: Keine Medikamente in Aussicht
Eine sehr konkrete Alternative wäre beispielsweise, dass der Entwickler eines Medikaments grudnsätzlich nicht die klinische Studie zu seinem eigenen (potentiellen) Produkt durchführen darf.
Aber glaube mir, ich würde noch viel weiter gehen...
Michael.
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