Hier das Zitat (
) des Abschnittes "Stirb langsam" (S. 157, per Finereader, Quelle: Boi Fedeern (2008):Evolutionär. Solid State Disks als Festplattenersatz in Notebook und Servern, c´t Heft 9/2008, S. 156-159)
"Solid State Disks arbeiten generell mit NAND-Flash, wobei man zwei Typen unterscheidet: SLC- und MLC-NAND-Flash. Single-Level-Cell-Speicherzellen fassen pro Zelle nur ein Bit, während Multi-Level-Cell-Flash auf derselben Chipfläche bislang zwei Bits unterbringt. Mehrere Firmen entwickeln NAND-Flash-Strukturen mit bis zu 4-Level-Zellen, und San-Disk hat mit seinem Kooperationspartner Toshiba bereits mit x3-MLC einen Zwischenschritt mit drei Bits pro Zelle für einen 16-GBit-Chip fertig. Dessen Serienfertigung in 56-Nanometer-Technik soll noch im April anlaufen.
MLC-Flash spart Siliziumfläche und ist deshalb in der Produktion günstiger. Somit können die Hersteller auch SSDs mit MLC-Flash deutlich günstiger anbieten als vergleichbare Modelle mit SLC-Flash. Dafür arbeitet SLC-Flash grundsätzlich schneller und ist haltbarer. Um die Haltbarkeit von Flash-Speichern ranken sich viele Mythen. Unzuverlässiger als Magnetscheiben-Festplatten sollen sie sein. Das können wir nach unseren bisherigen Erkenntnissen nicht belegen. Die Hersteller garantieren bei MLC-Flash für jede einzelne Zelle in etwa nur maximal 10000 Schreibzyklen, für SLC-Flash dagegen gewöhnlich 100000. Damit Flash-Speicher trotz dieser Schwäche nicht so schnell ausfallen, haben die Controller-Herstell er eine ausgeklügelte Logik, das sogenannte Wear-Leveling, entwickelt. Es sorgt dafür, dass Schreibzugriffe gleichmäßig über das gesamte Medium verteilt und einzelne Blöcke nicht über Gebühr belastet werden. Wie sie es genau implementieren, ist ein gut gehütetes Geheimnis.
In unseren Tests beim wiederholten Schreiben auf denselben (logischen) Speicherbereich vorbei an allen Caches des Betriebssystems ist es uns bislang noch nicht gelungen, selbst über einen Zeitraum von mehreren Wochen einen Flash-Massenspeicher kaputt zu schreiben [2]. Man darf also optimistisch sein, dass eine SSD zumindest die von den Herstellern typischerweise gewährte Garantiezeit von zwei Jahren übersteht."
Verweis auf [2]: Benz/Feddern (2007):
Festplatten ade. Wie Flash-Speicher allmählich den PC erobert, c´t 21/2007, S. 100:
Zitat Kasten: "Lebenserwartung von Flash-Speicher" (S. 104)
"Damit eine Flash-Zelle ihre Ladung möglichst lange speichert, muss die Ladungsfalle gut vom Rest der Zeile isoliert sein. Um diese Barriere zu überwinden, muss man recht hohe Schreibund Löschspannungen anlegen, damit die Ladungsträger sie durchtunneln. Die Oxidschicht leidet unter jedem solchen Vorgang ein wenig und büßt etwas von ihrer Isolierfähigkeit ein (Degradation). Irgendwann isoliert sie nicht mehr gut genug und die Ladungsträger verkrümeln sich vom Floating Gate. Die meisten Hersteller von Flash-Speicher sichern daher für eine einzelne Zeile gerade einmal 10 000 bis 100 000 Schreibzyklen zu. Da Löschvorgänge nur blockweise erfolgen können, rnuss eine Zelle auch dann einen Schreibzyklus erdulden, wenn nur einer ihrer Blocknachbarn neue Werte aufnehmen soll. Die Blockgröße bei modernen Flash-Chips liegt zwischen 16 und 128 KByte.
In der Praxis kümmert sich in jedem modernen Flash-Chip eine ausgeklügelte Logik darum, diese Schwäche zu kompensieren. Wie das sogenannte Wear Leveling genau arbeitet, gehört zu den bestens gehüteten Geheimnissen der Hersteller. Die grundlegenden Konzepte sind jedoch einleuchtend: Das Wear Leveling verteilt Schreibzugriffe so über das gesamte Medium, dass einzelne Blöcke nicht über Gebühr leiden. Folglich können ' die Daten bei zwei aufeinanderfolgenden Schreibzugriffen auf dieselbe - nach außen sichtbare - Adresse in völlig verschiedenen physischen Blöcken landen. Für diese Aufgabe waren ursprünglich Flash-Dateisysteme wie FFS2 (Microsoft) oder JFFS/ JFFS2 (Linux) gedacht. YAFFS (Linux, WinCE) ist sogar speziell für NAND-Flash-Speicher optimiert. Das von der Firma mSys-tems (inzwischen einer Tochter von SanDisk) entwickelte True-FFS arbeitet als zusätzliche Schicht zwischen dem Dateisystem des Betriebssystems und dem eigentlichen Flash-Speicher. Hynix implementiert TrueFFS mittlerweile direkt in den Flash-Chips. Andere Flash-Hersteller gehen ähnliche Wege, sodass für den Endanwender oder das OS sichtbare Flash-Dateisysteme nur noch in Ausnahmefällen nötig sind.
Sollte die Logik des Flash-Chips einem Block nicht mehr trauen, kann ihr Defect Management ihn still und heimlich ausblenden und durch einen Reserveblock ersetzen. Oft beschriebene Blöcke, wie zum Beispiel die FAT, wandern sogar von Block zu Block, lange bevor ein Defekt auftritt. Es wäre sogar denkbar, Daten, die selten neu geschrieben werden, in abgenutzte Blöcke umzusortieren. So würden unverbrauchte Blöcke wieder frei für künftige Schreibvorgänge. Noch raffiniertere Verfahren versuchen Löschzyklen dadurch zu vermeiden, dass sie die Daten vor dem Schreiben invertieren.
Im Rahmen unseres großen Flash-Speichertests [6] haben wir uns redlich Mühe gegeben, einen USB-Stick kaputt zu schreiben: Vorbei an allen Caches des Betriebssystems haben wir tagelang ein und denselben (logischen) Speicherbereich immer wieder mit Testmustern befüllt und diese wieder ausgelesen. Selbst nach 16000000 Zyklen traten keinerlei Fehler auf. Ob die Daten auf der Flash-Karte auch zehn Jahre erhalten bleiben - wie es die Hersteller versprechen -, können wir natürlich erst im Jahr 2016 berichten.
Die erfreuliche Schlussfolgerung des Ganzen ist, dass im Alltag selbst bei sehr vielen Schreibzyklen kaum Gefahr von Datenverlust besteht - sofern man die Flash-Karte nicht verliert, in eine Pfütze wirft, per Überspannung grillt oder mit dem Fuß darauf latscht."
Verweis [6]: Feddern (2006): In die Karten geschaut. 164 Flash-Speicherkarten im Vergleich, c´t 23/06, S. 142, kostenpflichtig, hier gibts auch was dazu, ein Teil einer Artikel-Serie ?
http://www.heise.de/ct/06/23/136/
Jetzt ist aber Schluß, oder braucht ihr das auch ?!