arminius hat geschrieben:Ganz sicher, wie ich das Projekt nun einstufen soll, bin ich immer noch nicht.
Ja, es bleibt eben die Frage, ob eine alternative Methode zur Proteinstrukturvorhersage das eigentliche Ziel des Projekts ist. Dann nenne ich es Deckmäntelchenprojekt, wie HCC und meine damit nicht, daß das Projekt schlecht ist, sondern daß man es hätte klar betiteln sollen statt Primärziele vorzugeben, die (bestenfalls) Sekundärziele sein können.
arminius hat geschrieben:Zum einen denke ich, dass eine Uni Washington kein Projekt lanciert und (ggf.) finanziell unterstützt (möglicherweise geschieht dies auch durch Drittmittel?) und dieses nicht ergebnisorientiert ist. Auch hängt [[WCG]] nicht jedes x-beliebige Projekt in sein Grid, so dass ggf. auch hier eine Prüfung vorgenommen wurde, ob es Aussicht auf Erfolg hat.
Da empfehle ich Dir das Buch "Newtons Koffer" oder den Satz: Traue nur Statistiken, die Du selbst gefälscht hast.
arminius hat geschrieben:Zum anderen finde ich es sehr gut, dass hier nicht jede Information einfach hingenommen wird, sondern kritisch hinterfragt. Nur, meine ich, stochern wir ein wenig im Nebel, so lange man nicht den Betreiber in diese Fragen einbindet.
Ich meine sogar, WCG hat ein Experten-Board, wo die eingehenden Projektvorschläge anständig durchgeschaut werden.
arminius hat geschrieben:Ich würde mich daher sehr freuen, wenn sich jemand von uns mit den Betreiber in Verbindung setzen könnte und diesen um Antworten bittet.
Mal sehen, ob ich Zeit dafür finde - wäre schön, jemand könnte wenigstens die Kontaktemail heraussuchen oder soll ich in deren Forum öffentlich am Projekt Bemängelungen anstellen? Es wird dann eine Kesselflickerei. Ich hatte das schon mal bei HCC probiert. Brachte leider nichts.
Zwei Dinge: Erstens bin ich mir gar nicht mal sicher, ob genomische Informationen über genügend Reispflanzenvarianten vorliegen, die man laut Projektbeschreibung gerne vergleichen möchte. Hat man die DNA nicht, hat man auch keine davon abgeleiteten Proteinsequenzen und kann auch keine Strukturvorhersagen machen. Hinzu kommt, daß man auf Basis eines DNA-Vergleichs schon mal Proteinvarianten aussortieren kann - wenigstens teilweise (wo kodierende Bereiche feststehen): Man muß nicht vergleichen, was identisch ist und das wird in weiten Bereichen der proteinkodierenden Regionen der Fall sein. Das wurde nicht gemacht, was zu einer unnötigen Erhöhung des Rechenaufwandes führen wird. Der Betreiber hat meines Wissens vor allem aber einen ganz eklatanten Fehler gemacht: Er geht davon aus, daß Proteine das A und O der Zelle sind. Das ist allerdings eine seit bereits etlichen Jahren antiquierte Vorstellung. Man weiß heute, daß in Eukaryonten
fast alles über RNAs reguliert wird. Das betrifft das Timing, die Stabilität und die Mengen der Proteine - und als Folge davon die komplette Zusammensetzung des komplex interagierenden Protein-Protein-Wechselwirkungsnetzwerks, welches durch RNAs nämlich dynamisch angepaßt wird. Diese Aspekte sind der Kern der Problematik, die mit dem Projekt angegangen werden sollen - wurden aber nicht im Geringsten berücksichtigt.
Zweitens mal zur Nährstoffproblematik generell: Reis ist Scheiß.
Ja, schon gut. Aber ist doch wahr.
Richtig ist, daß Reis ein Grundnahrungsmittel ist - zumindest in vielen südlicheren Ländern (wobei auch in Italien Reis angebaut wird). Das liegt daran, daß er in erster Linie Stärke enthält. Die weißen, polierten Reiskörner haben im Grunde nichts anderes zu bieten als Stärke. Keine Vitamine. Und da liegt die Ursache so vieler Mangelerscheinungen in Entwicklungsländern. Die Leute kapieren es einfach nicht, daß Reis eben Scheiß ist.
Ok - mal wieder sachlich: Also hat man probiert, genetisch veränderten Reis zu bastlen. Mit Erfolg. Dieser Reis ist jetzt aber gelblich und enthält Vitaminvorstufen (welche die Farbe verleihen). Menschen, die diesen Reis aufnehmen, sollten (keine Feldversuche bislang verfügbar nach meinem Wissens) die üblichen Mangelerscheinungen nicht mehr haben. Eigentlich eine nützliche Idee, gegen die von Seiten der Umweltschützer natürlich kräftigst gewettert wird. Teilweise mit nachvollziehbaren Arguenten, teilweise aus der üblichen Hysterie (oder sagen wir besser Vorsicht) heraus. Das geilste Gegenargument, das mir bislang unterkam war: Naja, man könne ja Leute nicht öffentlich als arm stigmatisieren, indem man ihnen schon farblich zu erkennden "Armenreis" zu futtern gäbe. Aua, aua, aua.
Michael.
P.S.: Mal am Rande: Die Amöbe hat etwa 200 mal mehr DNA als der Mensch. Würde mich wundern, wenn dieses Mehr für proportional mehr Protein kodieren würde.